Ericsson warnt

Da meldet der schwedische Telekommunikationsriese Ericsson gestern, dass er dieses Quartal nur fünfeinhalb anstatt über acht Milliarden Kronen Gewinn machen wird, die Börse schiebt Panik und der Aktienkurs fällt um 24 Prozent. Können sich 100 Milliarden Kronen innerhalb von 60 Sekunden in Luft auflösen? Offenbar.

Die Aufregung ist groß bei all denen, die so viel Bares haben, dass sie es in Spielgeld investieren.

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26:e Uppsala Internationella Kortfilmfestival

Nächste Woche findet das diesjährige Kurzfilmfestival in Uppsala statt. Vier Kinosäle mittlerer Größe, die alle innerhalb von 100m zwischen Fluss und Unibibliothek liegen, sind eingebunden und die über 300 Filme aus 50 Ländern werden in unterschiedlichen Kategorien von einer Jury bewertet und ausgezeichnet.

Die letzten Jahre habe ich es immer nur zu einer oder zwei Sessions geschafft, aber dieses Jahr bin ich Gastgeber für eine Regisseurin aus Australien und bekomme dafür freien Eintritt die ganze Woche. Ich freu’ mich schon.

Falls jemand aus Uppsala mitliest: Es ist keine dumme Idee, die Karten schon vorab zu kaufen. Noch bis Samstag ist Vorverkauf in der Stadtbücherei.

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Sture Linnér und Sverker Åström

Sture Linnér und Sverker Åström geben heute nachmittag die diesjährige Vorlesung zu Ehren von Dag Hammarskjöld, der aus Uppsala kam, unter anderem zweiter Generalsekretär der UNO war und den Friedensnobelpreis kurz nach seinem Tod erhielt (das ging damals noch).

Åström und Linnér sind beide über 90 Jahre alt und gehören zu den wichtigen alten Herren der schwedischen Außenpolitik. Linnér war unter anderem enger Mitarbeiter Hammarskjölds und saß im gleichen Flugzeug wie dieser auf dem Weg nach Rhodesien, bis Hammarskjöld ihn von Bord schickte, weil es ein Fehler sei, zusammen zu reisen. Der Flieger stürzte kurz vor der Landung ab und Hammarskjöld kam um.

Sverker Åström ist neben seinen zahlreichen diplomatischen Aktivitäten und Auszeichnungen auch präsent in öffentlichen Debatten, nicht zuletzt als Leitartikler für Dagens Nyheter. Außerdem ist er offen homosexuell und wegen seines hohen Alters und Status ein Aushängeschild der Bewegung. Er moderierte letztes Jahr sogar kurze Zeit die Fernsehsendung Böglobbyn (“Schwulenlobby”). Mehr Info zu den Vortragenden auch hier und hier.

Ich weiß noch nicht, ob ich selbst um 5 Uhr in die Aula des Unihauptgebäudes gehe oder stattdessen der Liveübertragung übers Netz vertrauen soll.

Nachtrag: Ich war doch selbst da und habe ein paar Fotos gemacht. Die Reden waren sehr interessant. Åström begann mit einem Schwerz, in dem er nebenbei seinen 22-jährigen Partner erwähnte, hielt dann eine brennende Anklage gegen den Angriff der USA auf den Irak 2003 und legte dar, wie Dag Hammarskjöld das Vorgehen verurteilt hätte. Er lobte den damaligen Generalsekretär Kofi Annan, der übrigens 2001 auch schon diese Gedächtnisvorlesung gehalten hat, dafür, meist in Hammarskjölds Sinn gehandelt zu haben.

Linnér erzählte von der Kongo-Krise, die ihn und Hammarskjöld die Monate vor dessen Tod beschäftigte und die leicht zu einem überregionalen Konflikt hätte werden können. Die damaligen Anfeindungen sowohl von sowjetischer als auch amerikanischer Seite fanden ebenso Erwähnung wie die letzte Diskussion vor dem Unglücksflug und das Argument, mit dem Hammarskjöld Linnér dann wieder aus dem Flugzeug aussteigen ließ. Später lud Kennedy Linnér zu sich ein, entschuldigte sich für den Druck von seiner Seite und nannte Hammarskjöld einen “größeren Mann als ich es bin”.

Beide Redner waren an den Stellen, an denen es um die Person Hammarskjöld ging, zu Tränen gerührt und für die zahlreichen Zuhörer bestätigte sich einmal mehr, dass Dag Hammarskjöld einer der Schweden des 20. Jahrhunderts war und dass man zu Recht auf ihn stolz ist.

Sverker Åström und Sture
Linnér

Sverker Åström und Sture Linnér – man beachte die Socken.

Nachtrag 071022: mehr Bilder hier.

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Wort der Woche: Gallimatias

Es war einmal im antiken Rom, dass ein Richter über einen Hühnerdieb zu entscheiden hatte. Er wollte von Matthias’ Hahn reden, versprach sich aber und sagte galli matthias anstatt gallus matthiae. Und da das stattdessen “des Hahns Matthias” bedeutet und wenig Sinn ergibt, wurde es zum sprichwörtlichen Ausdruck für einen unsinnigen Satz.

So geht zumindest die Legende und egal ob sie wahr ist (wahrscheinlich nicht) und ob das Latein überhaupt stimmt, ist gallimatias ein schwedisches Wort und bedeutet “unzusammenhängendes Geplapper”, “sinnlose Rede”, “Kauderwelsch”. Letzteres steht im Deutschen zwar eher für Geschwafel, aus dem man nicht einmal einzelne Wörter versteht, während gallimatias eher für inhaltlichen Unsinn steht, der grammatikalisch durchaus korrekt sein kann. Trotzdem ist es nicht weit entfernt.

Näher an “Kauderwelsch” und nicht weit von gallimatias liegt übrigens das Lehnwort rappakalja aus dem Finnischen, das wohl eigentlich so viel wie “gepanschte, schwach alkoholische Limonade” bedeutet.

Quellen: Hörensagen und ein Blick in die Wikipedia und auf susning.nu.

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IFPI

Die Leute von der Pirate Bay sind wirklich kreativ dabei, die Musikindustrie immer wieder zu provozieren. Die neueste Webseite ist ifpi.com, auf der bald die International Federation of Pirates Interests als Dachverband an den Start gehen soll.

Der Witz dabei? Das Akronym IFPI steht genauso für die International Federation of the Phonographic Industry, die ifpi.org als Heimadresse hat und die selbsternannten Piraten am liebsten alle im Gefängnis sehen würde.

Nachtrag: Bei Heise erfährt man, dass ifpi.com sogar bis letztes Jahr noch der Phonographic Industry gehörte.

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Kaja på klocka

Dohle auf
Uhr

Das ist nur eins von über 300 Bildern von einer kleinen Norrlandsreise vor einigen Wochen. Den Rest, inklusive mehr Bildern von Nordlichtern, findet man hier.

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Kent - Ingenting

[Videolink](http://youtube.com/watch?v=VBDlBfrbWbo)

Das ist die aktuelle Single von [Kent](http://de.wikipedia.org/wiki/Kent_%28Band%29), die zur Zeit Platz Eins der [Hitparade](http://www.sr.se/p3/topplistor/topplistan/) (benutzt man dieses Wort noch?) innehat und durchaus hörbar ist dafür, dass es Kent sind und sie ihrem wiedererkennbaren Klang wie immer treu bleiben.
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Aus alt mach neu, mach alt

Eine der Reformen, auf die die jetzt ein Jahr alte schwedische Regierung immer Wert gelegt hat, betrifft die Immobiliensteuer, schwedisch (und sogar wörtlich) fastighetsskatt. Und zwar soll sie abgeschafft werden, weil sie angeblich als ungerecht empfunden wird.

Nach einiger Diskussion liegt jetzt der Vorschlag auf dem Tisch, die Steuer abzuschaffen und durch eine kommunale Abgabe zu ersetzen. Abgesehen davon, dass Abgaben anstatt Steuern die Besserverdienenden bevorzugen, soll sie mit bis zu 6000 Kronen auch nicht allzu gering ausfallen. Aber die Immobiliensteuer wird abgeschafft.

Der Clou ist jedoch, dass der Lagrådet, die Behörde, die wichtige Gesetzesvorschläge prüft, bevor sie ins Parlament gehen, findet, dass der Begriff “kommunale Immobilienabgabe” nicht zutrifft, weil einerseits die Kommunen keine Gegenleistung erbringen und das Niveau vom Staat festgelegt wird. Zum anderen handelt es sich in der Praxis doch um eine Steuer^1^, weshalb der Lagrådet vorschlägt, die Abgabe doch besser fastighetsskatt zu nennen.

^1^Die Abgabe wächst mit dem Wert des Hauses, ist aber gedeckelt.

(via)

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Kurze Webseiten

Laut den Regeln der Denic müssen alle Namen von Internetseiten, die mit .de enden, mindestens drei Buchstaben haben. Kürzer als taz.de geht also nicht.

In Schweden sind Domainnamen mit nur zwei Zeichen vor dem .se an der Tagesordnung und es gilt nicht selten, dass die wichtigsten Seiten die kürzesten Namen haben. Das liegt teilweise darin begründet, dass bis 2003 die Regeln für .se sehr restriktiv waren und nur von landesweit agierenden Firmen und Organisationen in Anspruch genommen werden konnten.

Auf jeden Fall erspart es Schreibarbeit und hat genug System, dass man nach einiger Zeit recht gut darin wird, Adressen zu raten. Ein paar Beispiele:

  • sf.se ist die Svensk Filmindustrie, dort bucht man seine Kinokarten. sj.se ist SJ, früher Statens Järnvägar, also das schwedische Äquivalent zu bahn.de.
  • vr.se ist der Vetenskapsrådet, die staatliche Einrichtung zur Finanzierung von Forschung.
  • ul.se ist Upplands Lokaltrafik, dort erfährt man also Verbindungen und Zeitpläne der öffentlichen Verkehrsmittel in und um Uppsala. Was sl.se ist, kann man sich denken.
  • ud.se wird zwar weitergeleitet, aber man kommt zum Außenministerium, dem Utrikesdepartementet.
  • Ohne es nachzuprüfen, wette ich, dass sich hinter gu.se die Uni in Göteborg verbirgt, schließlich ist uu.se die hiesige, su.se die Stockholmer und lu.se die Uni Lund.
  • dn.se ist die größte schwedische Tageszeitung und gp.se die Konkurrenz von der Westküste. Die andere große landesweite Zeitung, das Svenska Dagbladet, hat immerhin drei Buchstaben: svd.se
  • sr.se ist Sveriges Radio und svt.se das Fernsehen.
  • [mp.se](http://www.mp.se) ist die *Miljöpartiet* (die schwedischen Grünen), die jedoch meines Wissens die einzige Partei mit einem so kurzen Domainnamen ist. Was hab’ ich vergessen?
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