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Wort der Woche: osa

Osa ist eine Abkürzung, die man in schwedischen Einladungen antrifft. Sie steht für om svar anhålles, übersetzt “um Anwort wird gebeten”, oft mit einem Datum dazu. Es ist sehr unhöflich, auf ein osa nicht zu reagieren, oder sogar unbestätigt aufzukreuzen. “Antworte! Ja oder Nein!” ist die implizite Bedeutung, aber auch Schweden missverstehen dies manchmal, wenn man Magdalena Ribbings Kolumne glaubt.

Und dies tut man natürlich, denn Magdalena Ribbing ist die Instanz für Stil und Etikette in Schweden. Ihr Name ist so eng mit dem Thema verknüpft wie der Knigges im Deutschen, allerdings in einer sehr modernen Fassung.

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Wort der Woche: Remsa

SL
Streifenkarte

Remsa bedeutet “Streifen”, also wenn etwas materiell in Streifen ist, Streifen in Mustern heißen ränder. Remsa wird auch die “Streifenkarte” für öffentliche Verkehrsmittel genannt und um die soll es hier gehen, genauer gesagt in Stockholm.

Ich kann mir denken, dass er altmodisch erscheint, dieser längliche Papierstreifen mit 16 Feldern, von denen per Stempel zwei bis vier Stück pro Fahrt entwertet werden, je nach dem ob man in einer, zwei oder drei Zonen des Stockholms Lokaltrafik (SL) unterwegs ist. Schließlich ist doch alles andere so hochtechnisiert in Schweden. Seit ein paar Jahren werden die anderen Tickets wie Tages-, Wochen- und Monatskarten auf berührungslose Plastikkarten geladen, die man man an der Sperre im Vorbeigehen an die Lesefläche hält. Es ist geplant, dass diese Karten bald auch die Remsa ersetzen, dies verspätet
sich jedoch bis mindestens nächstes Jahr.

Das ist auch kein Wunder, denn die gute alte Streifenkarte hat einige Vorteile, die sich nur schwer auf die elektronische Karte, die man dann mit einem beliebigen Betrag auflädt, übertragen lassen:

  1. Einfachheit – jeder, inklusive Touristen und älteren Menschen, verstehen das System.
  2. Man sieht, wie oft man noch Fahren kann, bis man nachkaufen muss. Ohne an einen Automaten zu gehen.
  3. Die drei Zonen im SL-Gebiet machen keine Probleme, doch woher soll die Sperre an der U-Bahn wissen, wohin ich will und wieviel sie abbuchen soll?
  4. Man kann zu mehreren auf dem gleichen Streifen fahren.
  5. Streifenkarten sind außerdem anonym und ausfallsicher.

Punkt 2 und 3 sind bei Bussen weniger ein Problem, denn die Lesegeräte dort haben eine Anzeige und man könnte per Knopfdruck oder Kommunikation mit dem Fahrer das Zonenproblem lösen. So ist das zum Beispiel problemlos in Uppsala mit einer ähnlichen Karte für die Busse gelöst, inklusive der Punkte 4 und 5a. Doch die Stockholmer U- und S-Bahnsperren haben keine Knöpfe oder Anzeigen, sondern sind auf hohen Durchsatz ausgelegt. Ich vermute, dass man mit dem künftigen Streifenkartenersatz auch nicht um den Menschen hinter der Glasscheibe herumkommt, den es hier noch an jeder Station hat. Und dann wäre nicht einmal dem einzig wirklichen Nachteil der Remsa abgeholfen, nämlich dass man am Schalter mit Stempeln mehr Zeit braucht.

Wir werden sehen, ob der Nachfolger der vielgeliebten Remsa brauchbar wird, oder ob man Leute zum ein Drittel teureren SMS-Fahrschein bringen will. Vorerst bleibt Stockholm die Streifenkarte erhalten. Am ersten September hebt SL übrigens die Preise an, auch für die Remsa. Das führt dann immer zu Hamsterkäufen, denn die alten Streifen bleiben bis Jahreswechsel gültig.

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Sommerende

Wenn man vor zwei Wochen im Plausch mit Schweden gesagt hätte, dass die Tage ja schon wieder merklich kürzer geworden sind, hätte man wahrscheinlich nur ein wortkarges “mmmmhhh” als Antwort bekommen. Denn da wollte es noch niemand wahr haben und auf keinen Fall daran erinnert werden. Verdrängung ist Trumpf! Schließlich dauert es etwa acht Monate bis man das nächste Mal kurzärmelig vor die Tür kann. Je näher der September kommt und je kühler sich die Luft auch an sonnigen Tagen wie heute anfühlt, desto mehr findet man sich damit ab und kann es bald auch laut sagen: Sommaren närmar sig sitt slut, der Sommer neigt sich seinem Ende entgegen.

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Bargeldloses Leben?

Ohne dass ich mich bewusst dazu entschieden hätte, passiert es mir immer häufiger, dass ich wochenlang ohne Bares im Geldbeutel herumlaufe. Selbst die kleinsten Kiosks und Schnellimbisse nehmen Karten als Zahlungsmittel und es ist die Ausnahme, dumm angesehen zu werden, wenn man kleine Beträge mit Karte zahlt.

Gleichzeitig wird es meiner Beobachtung nach seltener, dass man sich dabei Bargeld zurück geben lassen kann. Wozu auch, wenn man es immer seltener braucht. Der Vorteil für die Läden ist, dass sie weniger Scheine und Münzen hantieren müssen und dass das Diebstahl- und Raubrisiko kleiner wird. Andererseits kostet sie jede Transaktion Gebühren an die Bank. Und es dauert länger, vor allem mit dem neuen System, wo man selbst den Betrag (inklusive Trinkgeld) vor der Geheimnummer eingibt.

Letzteres scheint jetzt zu einer Renaissance des Bargeldes an Stellen zu führen, an denen es schnell gehen muss, zum Beispiel in gut besuchten Bars auf Södermalm. Man lässt einfach einen Geldautomaten an die Wand montieren und akzeptiert keine Karten mehr an der Bar, sondern nur noch, wenn man Essen und Getränke auf den Tisch schreiben lässt und erst am Ende zahlt. Dazu muss man wissen, dass Striche auf dem Bierdeckel hierzulande unbekannt sind und dass man in Kneipen oft sein Bier selbst an der Bar bestellt und gleich bezahlt.

Der Unterschied durch die schnellere “Abfertigung” der Wartenden mit Bargeld beträgt laut einigen Betreibern ganze 40 Prozent des Umsatzes. Und weil zusätzlich ein eigener Geldautomat billiger ist als die Kartengebühren an die Bank, hat diese Strategie viel Sinn.

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100 kronor per liter

Aufmerksame Leser mit gutem Gedächtnis wissen natürlich was ein jämförpris ist. Ein besonders schönes Beispiel kam mir dieser Tage auf einem großen Werbeplakat eines ICA-Ladens auf dem Lande unter: Eine Pfanne, die 290 Kronen kostet und 2,9 Liter fasst wird da beworben. Das ergibt selbstverständlich einen Vergleichspreis von 100 Kronen pro Liter, der wie immer dabei steht.

beweisfoto

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Die guten Blitzer

Sprache ist wichtig und bestimmt mit, wie man denkt. Ein besonders schönes Beispiel für erzieherischen Wortgebrauch ist dieser Artikel, in dem es um den üblichen Verkehrszuwachs zu Mittsommer geht. Viele fahren raus aufs Land und dementsprechend verzeichnet man an diesem Wochenende jedes Jahr ein Hoch an Verkehrsunfällen. Das ist allgemein bekannt und die Artikelüberschrift “Hier fährst du am sichersten an Mittsommer” weckt daher Interesse. Der simple Rat im Text ist dann, gut ausgebaute Straßen mit Trennung der beiden Fahrtrichtungen oder (aufgepasst!) solche mit “Verkehrssicherheitskameras” zu benutzen.

Das Wort alleine ist schon schönes Neusprech, denn eigentlich ist fartkamera die gebräuchlichere Bezeichnung. Zusätzlich impliziert der Ratschlag, dass es gut ist, auf Wegen mit Blitzern zu fahren anstatt sie zu meiden. (Das Sinken der Durchschnittsgeschwindigkeit und damit der Unfälle dank der Kameras scheint statistisch gut belegt zu sein.) Dass man sich diese offensichtliche Manipulation hin zu einem positiven Bild von Blitzgeräten gefallen lässt, wird sicherlich dadurch begünstigt, dass sie hierzulande in der Regel fest installiert sind und lange vorher mit Schildern angekündigt werden. Das nimmt ihnen die Hinterhältigkeit; es sind keine Radar-”Fallen” mehr und es fällt schwer, sich ungerecht behandelt zu fühlen, wenn man trotzdem geblitzt wird.

Zugegeben, ich habe kein eigenes Auto, bin aber trotzdem immer wieder auf Schwedens Straßen unterwegs und habe noch nie eine mobiles Blitzgerät gesehen.

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Wort der Woche: Rasrisk

Rasrisk

Wovor warnt dieses Schild?

Rasrisk besteht aus ras und risk, wobei letzteres, unschwer zu erraten, “Risiko” bedeutet. Ras kann zweierlei sein: “Rasse” oder “Sturz, Einsturz, Lawine”. Was gemeint ist, kann man entweder am grammatikalischen Geschlecht des Wortes erkennen oder muss es sich – wie hier, wo man dieses nicht sieht – aus dem Zusammenhang ableiten.

Zur Zeit wird in Stockholm selbstverständlich nicht an jedem zweiten Haus vor einem “Rassenrisiko” gewarnt, sondern vor herabfallendem Eis und Schnee.

Eiszapfen Mit Minusgraden seit Mitte Dezember und regelmäßig mehr Schnee fällt so einiges von den Dächern der Stadt und ich bin erst heute wieder von einem Passanten angesprochen worden, weil er fand, ich ginge zu nah an der Hauswand. Ihn habe erst dieser Tage ein Eiszapfen an der Jacke gestreift.

An bekannten Stellen werden Schilder wie das obige aufgestellt und teilweise auch der halbe Bürgersteig abgesperrt. Außerdem gibt es den Beruf des Takskottare, dessen Aufgabe ist, auf Dächern Schnee zu schippen, um das Herabfallen kontrolliert zu verursachen. Wer meint, ein potentiell gefährliches Dach entdeckt zu haben, kann die Eiszapfen-Hotline anrufen, die dann den Hausbesitzer dazu auffordert, Takskottare anzuheuern. Firmen in dieser Branche haben diesen Winter Hochkonjunktur.

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Tapeter

Tapeten

Ich zähle sechs oder sieben Schichten.

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Klimatsmart essen

SpOn hat einen Artikel über die CO2-Kennzeichnung von Lebensmitteln in Schweden. Das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass man immer mehr darauf achtet, wie klimatsmart etwas ist. Man gewöhnt sich auch sehr schnell daran und empfindet zum Beispiel die Kennzeichnung bei MAX als natürlichen Teil der Reklame.

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Gegenseitiges Vertrauen im Norden

Leider ohne Quellenangabe las ich heute Morgen eine kurze Notiz in der Zeitung, die das allgemeine Bild von Skandinavien zu bestätigen scheint: Norwegen, Dänen, Finnen und Schweden führen (in dieser Reihenfolge) die Liste an, wenn es um die Frage geht, ob man andere Menschen generell für vertrauenswürdig hält. Über zwei Drittel (in Norwegen fast vier Fünftel) denken so und unter einem Sechstel der Bevölkerung haben eine skeptische Grundhaltung gegenüber Mitmenschen. In Westeuropa sind Portugiesen die skeptischsten (57%), jedoch weit geschlagen vom ehemaligen Ostblock. Aus Bulgarien werden zum Beispiel genau umgekehrte Zahlen zu Schweden berichtet, also zwei Drittel skeptisch und nur ein Sechstel vertrauensvoll.

Die Schlussfolgerung der Zeitungsnotiz, dass Vertrauen Erfolg mit sich zieht (die anderen nordischen Länder sind reicher und vertrauensvoller als Schweden) würde ich mit Blick aufs restliche Europa jedoch eher umkehren: Wohlstand aller als Voraussetzung für einen entspannten und vertrauensvollen Umgang miteinander.

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