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Auf ins Kino!

Wie schon erwähnt kann man einen der besten schwedischen Filme aus diesem Jahr, Låt den rätte komma in, unter dem Titel So finster die Nacht in deutschen Kinos sehen – und zwar ab heute.

Eine gute Gelegenheit, zwischen den Jahren ins Kino zu gehen. Um die düstere Stimmung des stockholmer Vororts Anfang der Achtziger zu erhalten, sollte man, wenn möglich, die Originalversion mit Untertiteln sehen.

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Zwei Filme

Zwei schwedische Filme, die ich in den letzten Wochen gesehen habe, dürfen nicht länger unerwähnt bleiben:

  • Det nya landet (“Das neue Land”) ist eine Fernsehserie aus dem Jahr 2000, die gekürzt auch in die Kinos kam und auf europäischen Filmfestivals einige Preise gewann. Es geht um den somalischen Teenager Massoud und den Iraner Ali, deren beider Asylanträge von den schwedischen Behörden abgelehnt wurden und die sich deshalb auf die Flucht durch Schweden machen. Schwedische Kultur und Eigenheiten werden durch die Begebenheiten auf dem Weg sowohl kritisiert als auch auf die Schippe genommen. Duchweg ist Det nya landet ein Film, bei dem die Ernsthaftigkeit der Situation dem Lachen über die komischen Szenen einen bitteren Beigeschmack gibt. Sehr sehenswert.

  • Aktuell in den Kinos ist Låt den rätte komma in (“Lass den richtigen herein”), eine Geschichte über die erste Liebe zwischen einem Jungen und einem Mädchen, das sich als Vampir entpuppt. Der wiederum sehr zu empfehlende Film scheint unter dem Titel So finster die Nacht bald in deutsche Kinos zu kommen und hat auch schon einen Wikipedia-Eintrag, der die Handlung ausführlicher beschreibt.

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27:e Uppsala Internationella Kortfilmfestival

Darüber dass Uppsala ein renommiertes Kurzfilmfestival hat, habe ich schon in den letzten beiden letzten Jahren geschrieben. Jetzt ist es wieder so weit. Ich werde für ein paar Tage einen französischen Regisseur beherbergen und habe dafür freien Eintritt die ganze Woche. Die erste der 14 (von total 96) anderthalbstündigen Sessions, für die ich mir Karten geholt habe, habe ich gestern Abend gesehen. Darin wurden Kurzfilmklassiker von den 30ern bis 80ern gezeigt. Jede Session hat 5-9 Filme und die große Mehrheit davon ist neu; schließlich nehmen die beiden Wettbewerbe (schwedisch und international) ein Großteil der Woche in den vier Kinos in Anspruch. Schwerpunkt des Festivals ist dieses Jahr “norwegischer Humor” und wie immer fällt die Auswahl aus dem fantastischen Programm schwer. Meine Freizeit bis Sonntag ist also ausgebucht.

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Patrik 1,5

Vorgestern Abend haben wir Patrik 1,5 gesehen, ein aktueller schwedischer Film von Ella Lemhagen mit Gustaf Skarsgård und Torkel Petersson in den Hauptrollen. Die beiden spielen das schwule Pärchen Göran und Sven, die vom Sozialamt grünes Licht für eine Adoption bekommen haben und gerade in eine vorstadtidyllische Straße mit Einfamilienhäusern gezogen sind.

Als das Sozialamt ihnen dann endlich den anderthalbjährigen “Patrik” anbietet, ist die Freude groß – bis sich herausstellt, dass das Komma verrutscht war und Patrik (Tom Ljungman) ein Fünfzehnjähriger mit krimineller Vorgeschichte ist. Es folgen allerlei Verwicklungen, aber natürlich geht der Film gut aus.

Besonders bemerkenswert fand ich die Darstellung des homosexuellen Paares und der Welt um sie herum. Frei von Schwulenklischees sind Göran und Sven einfach zwei liebende Menschen mit den gleichen Alltagsproblemen, die alle Paare erleben. Es ist ihre Umwelt, die bizarr herüberkommt. Von kleinen Gängeleien bis zu offener Feindseligkeit – ohne unglaubwürdig zu wirken sind es die Nachbarn, die seltsam sind, nicht das schwule Pärchen.

Abgesehen von der vielleicht zu schnellen Wandlung von Patrik zum “guten Jungen” haben wir den Film durchweg genossen und es gibt viel zu lachen. Patrik 1,5 ist bei weitem kein Genrefilm für Schwule, sondern sei jedem, der Schwedisch kann, ans Herz gelegt. Dem Credo Charmantester Film des Herbstes kann ich mich nur anschließen.

Die erfolgreicheren schwedischen Filme schaffen es ja manchmal auch in deutsche Kinos und da Patrik 1,5 hier wohl sehr gut läuft, kann man das auch für diesen Film hoffen.

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Schwedische Filme

Bevor wir in den Kommentaren da anfangen, uns mit Filmtiteln zu bewerfen, lasst uns das lieber hier tun. Jeder nennt ein paar schwedische Filme, die er gesehen hat, eventuell mit einem kurzen Kommentar dazu.

Ich fang an:

  • Fucking Åmål, von Lukas Moodysson.
  • Att angöra en brygga, billiger Slapstick, aber über die Schmerzgrenze hinaus übertrieben und daher wieder sehenswert.
  • Lilja 4-ever, auch von Moodysson, sehr bedrückend.
  • Dunderklumpen!, Kinderfilm, teilanimiert, schwer zu beschreiben, aber sehr schwedisch.
  • Sällskapsresan, mit Lasse Åberg als Stig-Helmer. Davon gab es eine ganze Serie mit Komödien.
  • Zozo.

  • Populärmusik från Vittula.

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Sehenswert: Darling

Ich kann mich beileibe nicht als Kenner schwedischer Filme bezeichnen. Ich habe es nicht einmal geschafft, mir nach dem Tod von Bergman einige seine Werke anzusehen. Ein schwedischer Film vom letzten Jahr, den ich neulich gesehen habe, muss jedoch hier endlich lobend erwähnt werden. “Darling” heißt dieser Film und ist der erste Langfilm des Stockholmers Johan Kling.

Die beiden Hauptpersonen könnten unterschiedlicher nicht sein. Eva ist eine “Östermalmsbrud” wie aus dem Lehrbuch: eine verwöhnte Mittzwanzigerin aus dem Stockholmer Nobelviertel Östermalm, arrogant, gelangweilt, bösartig, gefühlskalt. Bernhard ist ein paar Jahre vor der Rente und so weich, nett und zuvorkommend, dass es wehtut. Er hat volles Verständnis dafür, dass seine Frau ihn für einen jüngeren Verlassen hat und dass seine Tochter so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben will. Er ist auf Arbeitssuche und kann sich das Haus nach der Scheidung nicht mehr leisten, was er nervös jedem ohne Aufforderung erzählt.

Im Laufe des Films erlebt man – nicht ohne Genugtuung – den Abstieg von Eva, die ihre Arbeit verliert, weil sie lieber mit Freunden telefoniert anstatt ihrer Verkäufertätigkeit in einer Boutique nachzukommen. Ihr Freund verlässt sie nach einem Seitensprung und sie bekommt die Attitüde ihrer “Freunde” zu spüren, die – genau wie sie selbst bis eben – mit “Verlieren” lieber nichts zu tun haben wollen. Sie verschuldet sich, weil sie ihren teuren Lebensstil nicht aufgeben kann. Um Arbeitslosengeld bekommen zu können, heuert sie schließlich bei McDonalds an. Dort stößt sie auf Bernhard, der dort glücklich mit seiner festen Stelle ist, nachdem er zuvor seine Probeanstellung als Modemverkäufer nicht verlängert bekam, weil seine Yuppie-Chefs von Evas Schlag fanden, er passe mit seinem Alter nicht ins moderne Firmenprofil. Evas Einstellung zur Arbeit bei McDonalds könnte abfälliger nicht sein, Bernhard muss ihr helfen und das ungleiche Paar freundet sich miteinander an. Für eine Weile sieht man Menschlichkeit in Eva aufkommen.

Doch die Freundschaft hält nur kurz, denn Eva nutzt die erste Gelegenheit, wieder in die Kreise der High-Society zurückzukehren. Der Film endet bedrückend: Bernhard wohnt im Keller seiner Tochter, die ihn loswerden möchte; Eva ist in einer weiteren kalten Beziehung mit einem Ekel von Mann und wird Boutiquechefin, eine Zumutung für den Zuschauer, nachdem man sich zuvor in zahlreichen tragikomischen Szenen von Evas Unfähigkeit, selbst zurechtzukommen, überzeugt hat. Mit sehr einfachen Mitteln ist es Kling in Darling gelungen, bewegende, vielschichtige, doch unaufdringliche Gesellschaftskritik zu üben, die einen nicht kalt lässt. Man wird nachdenklich, welchen Menschen die Gesellschaft “Erfolg” beschert oder, umgekehrt, was Erfolg bzw. dessen Ausbleiben mit Menschen macht.

Darling lief letztes Jahr auf einigen deutschen Filmfestivals, auch auf der Berlinale. Ich bezweifle, dass der Film je ins Deutsche übersetzt werden wird und die hier in Schweden erhältliche DVD hat leider nur schwedische und norwegische Untertitel. Allen, die damit zurecht kommen, sei Darling aber hiermit ans Herz gelegt.

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Kurze Filme

Abgesehen von langen Arbeitstagen vor dem Rechner und einem Ganztagestreffen mit stockholmer Astronomen war meine Woche vom schon erwähnten Kurzfilmfestival geprägt.

Insgesamt acht (1 2 3 4 5 6 7 8) gut anderthalbstündige Vorführungen mit jeweils zwischen 6 und 10 Filmen habe ich mir angesehen und in einer Stunde noch eine letzte weitere. Die Qualität der Filme ist durchweg sehr hoch und die Mischung zwischen schwer und düster und leicht und aufheiternd ist fast immer gegeben. In fast jeder Session gibt es Filme, die man toll findet, und andere, mit denen man weniger anfangen kann. Der Gesamteindruck ist prima und hochklassig.

Einen der Höhepunkte fand ich die Vorführung mit 50 (!) Ultrakurzfilmen unter 90 Sekunden, die die Leute von DepicT aus London herübergeschickt hatten. Auf deren Seite kann man sich die Filme auch ansehen, was sehr zu empfehlen ist.

Im Gegensatz zu den Engländern war die Session mit dreiminütigen Filmen, die vom Hamburger Kurz Film Festival (sic!) kamen, leider eine ziemliche Enttäuschung. Ich hoffe für die Hansestadt, dass nur die gezeigte Auswahl schlecht war und nicht das ganze Festival widerspiegelt. Die Vorführung mit dem Thema schwul & lesbisch kam ebenfalls aus Hamburg und soll laut Menschen “vom Fach” genauso enttäuschend gewesen sein.

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26:e Uppsala Internationella Kortfilmfestival

Nächste Woche findet das diesjährige Kurzfilmfestival in Uppsala statt. Vier Kinosäle mittlerer Größe, die alle innerhalb von 100m zwischen Fluss und Unibibliothek liegen, sind eingebunden und die über 300 Filme aus 50 Ländern werden in unterschiedlichen Kategorien von einer Jury bewertet und ausgezeichnet.

Die letzten Jahre habe ich es immer nur zu einer oder zwei Sessions geschafft, aber dieses Jahr bin ich Gastgeber für eine Regisseurin aus Australien und bekomme dafür freien Eintritt die ganze Woche. Ich freu’ mich schon.

Falls jemand aus Uppsala mitliest: Es ist keine dumme Idee, die Karten schon vorab zu kaufen. Noch bis Samstag ist Vorverkauf in der Stadtbücherei.

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Ausnahmekino

Es gibt in Uppsala nur zwei größere Kinos mit mehreren Sälen und die gehören mittlerweile beide zu SF, der Svensk filmindustri. Diese Firma produziert auch eigene Filme, hat als Verleih und Vertrieb aber eine marktdominierende Stellung in vielen schwedischen Städten, vor allem wenn es um aktuelle Filme geht.

In Uppsala gibt es zwei rühmliche Ausnahmen vom Mainstream, den Fyrisbiografen und das Slottsbio.

Ersteres Kino gibt es seit 1911 und auf dem wöchentlich wechselnden Programm für die beiden kleinen und sehr gemütlichen Säle stehen vor allem europäische Filme – neu und alt – die in der Regel höheren Ansprüchen genügen als der neueste Streifen aus Hollywood. Es gibt täglich zwei Abendvorstellungen, zweimal pro Woche eine Matinée und seit einiger Zeit auch ein Blog.

Das Schlosskino ist nur drei Jahre jünger als das Fyris und originalgetreu renoviert. Das denkmalgeschützte Lokal ist heute kein kommerzielles Kino mehr, sondern wird von mehreren Filmvereinen in Uppsala genutzt. Das Programm besteht daher in der Regel aus “nur” ein bis zwei Vorstellungen pro Woche, wiederum mit tendenziell kulturell wertvolleren Filmen. Es war im Slottsbiografen, dass Ingmar Bergman als Junge zum ersten Mal in den Vorführraum kletterte und von der Faszination Kino gepackt wurde. Anlässlich seines Todes läuft gerade “Fanny och Alexander”.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich am Samstag zur Kulturnacht, trotz meiner fünf Jahre in Uppsala, zum ersten Mal im Schlosskino war. Eine überaus passende Atmosphäre für die Vorführung von Stummfilmen mit richtiger Klavierbegleitung.

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Staatliche Filmzensur

In Deutschland werden die Altersfreigaben bei Filmen von der FSK bestimmt. Es handelt sich also um eine Filmwirtschaft “freiwillig” durchgeführte Kontrolle, die bei Filmen die Indizierung durch den Staat ersetzt hat.

In Schweden gibt es noch die staatliche Filmzensur. Die zuständige Behörde, Statens biografbyrå, ist die weltweit älteste solche und existiert seit 1911. Die frühere Praxis, dass Szenen aus Filmen geschnitten wurden, ist jedoch heutzutage die äußerst seltene Ausnahme und man beschränkt sich auf die Festsetzung der Altersgrenzen. Trotzdem muss immer noch jeder Film vor Veröffentlichung von der Behörde beurteilt und freigegeben werden.

Die Diskussion, die Zensur abzuschaffen, wird wohl seit längerem immer wieder geführt, so auch jetzt. Im Sinne der freien Meinungsäußerung und weil das Gesetz so veraltet ist, sei dies längt überfällig. Auch wenn zwei der vier schwedischen Regierungsparteien für die Abschaffung sind, wird es wohl nicht dazu kommen, weil die Christdemokraten wieder einmal blockieren.

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