Euro(pa)-Fragen

Wie schon im Herbst erwähnt, ist die Diskussion um den Euro wieder aktuell in Schweden. Man liest regelmäßig in den Zeitungen davon und erst heute morgen wurde eine Statistik veröffentlicht, die zum ersten Mal mehr Euro-Befürworter als -Ablehner zum Ergebnis hatte. Zur positiveren Einstellung habe vor allem der Eindruck beigetragen, dass sich der Euro in der Wirtschaftskrise bewährt hat, während die Krone stark an Wert verlor.

Überraschend fand ich, dass es gerade die Unter-30-Jährigen sind, die den Euro ablehnen. (Andererseits: Ich gehöre ja schon über ein Jahr nicht mehr zu dieser Gruppe.) Zudem ist die Mehrheit der Frauen gegen den Euro.

Zwei der Regierungsparteien wollen eine baldige neue Volksabstimmung zur Einführung des Euro. Premierminister Reinfeldt hält die Frage jedoch nicht für aktuell, solange die Ja-Seite (zu der er und seine Partei auch gehören) untereinander zersplittert ist. Es wird also wohl noch eine Weile dauern bis Schweden zur EMU gehört.

Und weil wir gerade bei Europa sind: In weniger als zwei Wochen ist Wahl. Wer seinen Standpunkt zu einigen Fragen mit denen der Parteien vergleichen will, kann das auf euprofiler.eu tun. Interessant ist hierbei, sich sowohl die deutschen als auch die schwedischen Parteien einblenden zu lassen:

Parteienvergleich

Wie man sieht decken die etablierten Parteien in Schweden ein größeres Spektrum auf der vertikalen Achse ab; die deutschen streuen dagegen stärker auf der links-rechts-Skala. Wie sehr das der Wirklichkeit entspricht sei dahingestellt, die Anzahl der Fragen ist schließlich sehr begrenzt.

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Värmeslingor

Heizspiralen
In Schweden beheizt man Straßen, um sie im Winter eisfrei zu halten. Natürlich nicht alle, aber zum Beispiel Fußgängerzonen oder gefährliche Steigungen. Das Bild zeigt die Bauarbeiten an der Dragarbrunnsgatan in Uppsala letztes Jahr, als man die “Heizspiralen” sehen konnte, die dann mit der obersten Schicht des Straßenbelags bedeckt wurden.

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Raoul Wallenberg

Die Wallenbergs sind die wohl bekannteste, einflussreichste und wohlhabendste Familiendynastie Schwedens und noch heute eng mit wichtigen Teilen der Wirtschaft verzahnt. Raoul Wallenberg, geboren 1912, galt in jungen Jahren als schwarzes Schaf der Familie, bekam jedoch 1944 vom schwedischen Staat den Auftrag, etwas gegen die Judenverfolgung in Ungarn zu unternehmen. In dem halben Jahr bis zur russischen Eroberung Budapests schaffte es der geschickte Diplomat mit Hilfe von schwedischen Schutzpässen, zehntausende Juden vor dem Abtransport in Konzentrationslager zu retten. Vereinzelt griff er auch unter persönlichem Risiko bei bevorstehenden Erschießungen ein.

Er geriet dann in russische Gefangenschaft und starb wahrscheinlich 1947. Die Umstände sind bis heute nicht völlig aufgeklärt und noch Jahrzehnte später gab es Hinweise darauf, dass Raoul Wallenberg am Leben sei, was die schwedische Öffentlichkeit lange beschäftigte. Es wurde vor allem Kritik an der schwedischen Regierung laut, die nach Kriegsende aus Angst, es sich mit Stalin zu verscherzen, nicht auf einen Austausch Wallenbergs hinarbeitete, sondern signalisierte, dass man ihn als tot erachtete.

Nachträgliche Ehrungen des “ungarischen Schindler” gab es viele, sowohl von amerikanischer, israelischer und natürlich ungarischer Seite. 1995 erhielt er postum den Europäischen Menschenrechtspreis des Europarates und in Berlin ist immerhin eine Straße nach ihm benannt. Ansonsten ist mein Eindruck, dass Raoul Wallenberg in Deuschland eher weniger bekannt ist, weswegen ich die Lektüre des oben verlinken Wikipedia-Artikels empfehlen möchte. Wer Schwedisch kann, sei auch auf die Radiodokumentation über ihn hingewiesen, die ich heute morgen im Zug zu Ende gehört habe und die man als MP3 herunterladen kann.

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Rechnen im Bunker

Kann man ein Rechenzentrum wirklich schick gestalten? Anscheinend schon, wenn man sich diesen Bunker unter Stockholm anschaut.

(via netron im Chat)

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Vapnet - Plötsligt händer det inte

[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=waWNzC77RwQ), [*Vapnet* bei Wikipedia](http://sv.wikipedia.org/wiki/Vapnet)

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Stadtrundlauf

Nächsten Samstag (30, Mai) findet wieder der Stockholm Maraton statt. Wer sich nicht schon letzten Herbst anmeldete bekam keinen Platz mehr unter den knapp 19.000 Teilnehmern. Nein, ich laufe nicht selbst mit, sondern begnüge mich mit dem Halbmarathon im September.

Das Svenska Dagbladet hat die Marathon-Strecke abgefilmt und im Zeitraffer ins Netz gestellt, mitsamt Karte zur Orientierung. Wer also Stockholm einmal aus der Sicht der Läufer sehen will, gehe hier entlang.

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Mellan hägg och syren

Hägg ist der schwedische Name für Traubenkirschen (Bild, Larven) und Syren ist Flieder. Das spricht man mit betontem langem e (“syrehn”). Für Deutsche gilt es hier, sich vor dem falschen Freund Fläder zu hüten, der eben nicht Flieder sondern Holunder bedeutet.

Der schwedische Ausdruck mellan hägg och syren, “zwischen Kirsche und Flieder”, kam mir dieser Tage zum ersten Mal bewusst unter und er beschreibt auf sehr schöne und poetische Weise die jetzigen zwei bis drei Wochen: nämlich die zwischen der Kirsch- und der Fliederblüte.

Viele Schweden halten diese Zeit für die schönste des Jahres und ich finde zu Recht. Grünflächen sind gerade wieder grün, Bäume blühen und haben dieses zarte hellgrüne Laub, der Himmel ist an schönen Tagen so blau, dass es fast wehtut. Kräftige Farben wohin man schaut, ein starker und willkommener Kontrast zur seit November vorherrschenden Farblosigkeit. Da macht es auch nichts, dass mit etwa zehn Grad zur Mittagszeit und frischem Wind beileibe noch kein T-Shirt-Wetter herrscht. Wer ohne Sommerwärme auskommt, dem sei ein Schwedenbesuch vor der klassischen Reisezeit im Sommer durchaus ans Herz gelegt.

Die Herkunft des Ausdrucks mellan hägg och syren ist unklar, aber man sagt, dass es die Schuster waren, die um diese Zeit ein Schild an ihre Türe hängten auf dem stand: “Stängt mellan hägg och syren”, zwischen Kirsche und Flieder geschlossen.

Außerdem ist diese Zeitangabe in sinnvoller Weise abhängig vom Breitengrad. Der Mai sieht in den unterschiedlichen Teilen des langgestreckten Landes sehr verschieden aus. Zwischen Kirsche und Flieder beschreibt dagegen immer den gleichen Zustand, wann er auch am jeweiligen Ort eintritt.

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Globen

Globen
Der Globen im Süden der Stadt, etwa 10 Kilometer von unserem Balkon im Norden aus fotografiert. Dazwischen liegt die gesamte Innenstadt und wie man sieht sind ein paar Bäume im Weg.

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Weg von der Flasche

Den Umweltsünder Flaschenwasser hatten wir schon einmal. Dass in Schweden wirklich viel mehr Leitungswasser getrunken wird als in Deutschland, belegt diese Grafik sehr schön: die beiden Länder finden sich am jeweils anderen Ende der Skala.

Ich kann aus der eigenen alten Heimat im Spessart berichten, dass man trotz ausgezeichnetem Leitungswasser fast ausschließlich aus der gekauften Flasche trank, obwohl im Nachbarort das gleiche Wasser abgefüllt und verkauft wurde. Absurd.

Trinkt mehr Leitungswasser!

(Oh je: Ich lese gerade, dass Sodenthaler Wasser jetzt auch zu Coca Cola gehört.)

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