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Rosling über Religion und Babies

Hans Rosling hat einen neuen TED-Vortrag gehalten und erklärt, welchen Einfluss Religion auf die Anzahl von Babies hat – keinen. Außerdem lernt man, warum wir bald zehn anstatt der heutigen sieben Milliarden Menschen sein werden, auch wenn die Anzahl der Kinder schon heute nicht mehr zunimmt.

Wem Hans Rosling kein Begriff ist: eins, zwei, drei.

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Rationierung von Diesel in spätestens zehn Jahren

Von Kjell Aleklett und seiner Forschungsgruppe Global Energy Systems in Uppsala war an dieser Stelle schon einmal die Rede. Heute hat er wieder einmal einen Artikel in DN (in seinem Blog auch auf Englisch) zum Thema Peak Oil, der These dass die globale Ölproduktion ihren Höhepunkt erreicht hat.

Seine wichtigsten Punkte:

  • Die Vorraussagen seiner Gruppe von vor zehn Jahren, die damals als superpessimistisch verlacht wurden, haben sich im Gegenteil als optimistisch herausgestellt. Die letzten fünf Jahre wurden etwa konstant 82 Millionen Barrel Öl pro Jahr produziert.
  • Durch das Wirtschaftswachstum der ölexportierenden Länder sinkt die exportierbare Menge Öl schon heute und wird 2020 nur noch die Hälfte des 2005 verfügbaren Volumens betragen, selbst wenn die Produktion weiterhin konstant bleibt.
  • Historisch gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Wohlstand und Ölverbrauch. Die aktuelle Wirtschaftskrise kann sehr wohl mit dem verringerten Ölnachschub zu tun haben.
  • Etwa ein Drittel allen Rohöls wird zu Diesel, ein Viertel zu Benzin, der Rest zu anderen Produkten. Bei Benzin sind die europäischen Lager übervoll, während es bei Diesel an Raffineriekapazität mangelt.
  • Die politischen Weichenstellungen gehen an der Realität vorbei und fördern höheren Verbrauch an Diesel, zum Beispiel indem man Benzin Biokraftstoff beimischt, der mit Dieselmaschinen erlandwirtschaftet wird. Oder indem man aus Umweltgründen Schiffe von Schweröl auf Diesel umstellt. Oder sparsamere Diesel-PKW mit Steuererleichterungen fördert.
  • All dies wird die Rationierung von Diesel notwendig machen, um Warentransporten (Essen!), öffentlichem Verkehr und gesellschaftlich wichtigen Diensten Priorität zu geben. Wann ist unklar, aber wahrscheinlich innerhalb von zehn Jahren.
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9 von 10 bleiben weg

Wie erwartet hat die Einführung von Studiengebühren für Nicht-Euopäer an schwedischen Unis verheerende Auswirkungen: deren Anzahl ist von 16600 auf 1200 gesunken, die Einnahmen sind dementsprechend gering und Ausbildungsprogamme in Naturwissenschaft und Technik müssen deshalb gestrichen werden. Kompetenz geht verloren und man riskiert die Zukunft der hiesigen Hochtechnologie.

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Definitionsfrage

Gestern war Herbstanfang; zumindest hab ich das in der Schule so gelernt, dass die Jahreszeiten anhand der vier astronomischen Fixpunkte definiert sind, also kürzester und längster Tag sowie die beiden Gleichstände. Siehe auch. Es ist auch irgendwie sinnvoll, dass diese Tage den Anfang der zugehörigen Jahreszeit markieren, denn das Klima ist träge und die wärmste bzw. kälteste Zeit kommt immer erst ein paar Wochen nach dem längsten bzw. kürzesten Tag.

Hierzulande wird man dagegen verständnislos angesehen, wenn man behauptet, die Jahreszeiten fingen jedes Jahr zur gleichen Zeit an. Die meteorologische Definition, nicht die astronomische, ist nämlich hier die gebräuchlichere. Das SMHI (Sveriges meteorologiska och hydrologiska institut) gibt da den Standard vor:

  • Frühling ist, wenn die Tagesdurchschnittstemperatur sieben Tage in Folge über dem Gefrierpunkt liegt (jedoch nicht vor dem 15. Februar). Das heißt unter anderem, dass man erst im Nachhinein sagen kann, wann der Frühling kam, und dass es üblicherweise von Ende Februar bis in den Mai dauert, bis die neue Jahreszeit vom Süden des Landes bis ganz in den Norden vordringt.
  • Der Sommer kommt, wenn das Tagesmittel über 10 Grad liegt, fünf Tage nacheinander.
  • Wenn die Tagesdurchschnittstemperatur fällt und zwischen 0 und 10 Grad liegt, dann ist Herbst.
  • Und wenn sie dauerhaft Minusgrade hat, Winter.

Besonders wichtig unter diesen Definitionen ist die erste, denn jeder sehnt sich nach dem langen dunklen Winter dem Frühling entgegen. Dann sieht man regelmäßig Karten wie diese in den Zeitungen, die anschaulich machen, wie weit der Frühling schon vorgedrungen ist.

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Grüne gegen "alternativen" Hokuspokus

Meines Wissens ist es auch bei den deutschen Grünen ein Problem, dass sich da allerhand Esoteriker und Anhänger “alternativer” Medizin tummeln. Ein aktuelles Utspel der hiesigen Miljöpartiet thematisiert dies als Glaubwürdigkeitsproblem für die Partei und ruft dazu auf, generell den durch wissenschaftliche Methoden gewonnenen Erkenntnissen Vorrang zu geben. Bei der Klimaveränderung sei man diesbezüglich Vorreiter gewesen, in anderen Bereichen gebe es jedoch geradezu gefährliche Ignoranz in den eigenen Reihen. Wie zum Beispiel die grünen Regionalpolitiker, die sich für “Zonentherapie”, “orthomolekulare Psychologie” oder “Homöopathie” im Gesundheitswesen stark machen und damit potentiell Menschen schaden.

Mit dem anhaltenden Aufschwung der grünen Parteien nimmt auch die Notwendigkeit zu, da genauer hinzuschauen.

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Knut Lundmark bäst

Der Astronomie-Schreibwettbewerb in der schwedischen Wikipedia, den ich im Herbst angeleiert hatte und der den ganzen Winter über lief ist jetzt zu Ende und die Gewinner stehen fest.

Gewonnen hat Johan Kärnfelt von der Uni Göteborg, der einen tollen Artikel über Knut Lundmark geschrieben hat. Will den vielleicht jemand in die deutsche Wikipedia übersetzen?

Was mich als Organisator besonders gefreut hat, ist die Mischung von Teilnehmern. Auf den vorderen Plätzen tummeln sich sowohl erfahrende Wikipedia-Schreiber, die den Wettbewerb zum Anlass nahmen, sich mit Astronomie zu beschäftigen, als auch Amateurastronomen und andere Interessierte, die zum ersten Mal zur Wikipedia beitrugen. Diese bekamen im besten Sinne der Zusammenarbeit Hilfe von der “Konkurrenz” bei den technischen Details.

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Astronomiewettbewerb in schwedischer Wikipedia

Fast hätte ich vergessen, ein anderes meiner Projekte hier zu erwähnen. Als 2009 das “Jahr der Astronomie” war und ich bei der schwedischen Organisation desselben mithalf, kam mir nämlich der Gedanke, dass man etwas gegen den Mangel an Astronomie-Artikeln in der schwedischen Wikipedia tun müsse. Diese hinkt nämlich weit hinter der englischen und deutschen zurück. Das ist kein Wunder, schließlich gibt es weniger Schwedisch sprechende Menschen und die meisten haben keinerlei Problem damit, auf Englisch auszuweichen, was die Dringlichkeit verringert.

Nach einiger Verzögerung ist der Astronomie-Schreibwettbewerb vor ein paar Wochen endlich gestartet. Bis Ende Februar hat man Zeit mit dem Schreiben und zu gewinnen gibt es zehn Teleskope und einen Asteroiden. Ok, nicht den Asteroiden an sich, aber der Gewinner darf einem bisher unbenannten Asteroiden seinen offiziellen Namen geben.

Falls ein Leser gut Schwedisch schreiben kann, will ich hiermit die Teilnahme ans Herz legen. Man braucht nicht unbedingt astronomische Fachkenntnisse, denn es gibt zum Beispiel Biografien von Astronomen aller Länder zu schreiben und Übersetzungen von Wikipedia-Artikeln aus dem Deutschen oder Englischen sind völlig in Ordnung.

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Wort der Woche: Varg

Varg (gesprochen: warj) ist das schwedische Wort für den Wolf. Das Verhältnis der Schweden zu diesem Tier ist hochaktuell und hat in den letzten Monaten sowohl meterweise Zeitungsspalten gefüllt, als auch zu zahllosen lebhaften Diskussionen geführt. Anlass ist, dass zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Wölfe gejagt werden.

Doch der Reihe nach. Wölfe gab es geschichtlich schon immer in Schweden. Über die Jahrhunderte musste man seine Haustiere vor ihnen schützen, konkurrierte mit ihnen um andere Wildtiere und jagte sie als “Schädlinge”. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde man so gut darin, dass man Wölfe in Südschweden ausrottete. 1900 gab es nur noch um die 100 Tiere im Land und 1965, als man das “Kopfgeld” gegen gesetzlichen Schutz vor der Ausrottung eintauschte, nur noch etwa 10 Tiere. Seitdem versucht man einerseits, eine auf Dauer haltbare Wolfspopulation aufzubauen, und andererseits die Akzeptanz unter Schweden zu erhöhen.

Beides ist nicht einfach. Die Angst vor dem Wolf sitzt tief, wenn auch völlig unbegründet: Ein einziger Fall ist in Schweden bekannt, in dem ein Wolf einen Menschen getötet hat. Das war 1821 und der Wolf war in Gefangenschaft aufgewachsen. Unfälle mit Braunbären sind viel häufiger, deren Wahrnehmung ist jedoch eher vom Teddy-Bären geprägt denn vom Inbegriff des Bösen in volkstümlichen Geschichten und Märchen. Schwedens gefährlichste Tiere sind Wespen und Kreuzottern. Außerdem Elche – durch die zahlreichen Verkehrsunfälle.

Die Wolfspopulation wieder aufzupäppeln stieß auf vielerlei Schwierigkeiten. Zum einen basiert sie auf so wenigen Individen, dass Inzucht ein Problem ist. Die allermeisten schwedischen Wölfe sind stärker miteinander verwandt als Vollgeschwister. Einwanderung von Osten her über Finnland wird durch illegale Jagd erschwert. Die Rentier-Züchter im Norden haben ein Problem mit Wölfen, denn die seit etwa hundert Jahren (dank der faktischen Ausrottung der Raubtiere) mögliche Tierhaltung auf großen ungeschützten Flächen wird von den Samen vehement als “traditionell” verteidigt. Dass noch bis Ende des 19. Jahrhunderts stattdessen die Jagd auf wilde Rentiere Alltag war, wird bei der Diskussion um die Vorrechte der schwedischen Urbevölkerung oft unterschlagen.

Jedenfalls scheint unter mindestens einem Teil der Jäger und Waffenbesitzer das Motto sjkut, gräv och tig! (schieß, vergrab und schweig!) zu gelten, wenn es um Wölfe geht, und manche Wolfsspur im Schnee endet plötzlich auf der schwedischen Seite der Grenze zu Finnland. Etwa ein Zehntel der Wölfe wird jedes Jahr gewildert und es ist jedes Mal eine landesweite Nachricht wert, wenn ein Übeltäter erwischt wird.

Nichtsdestotrotz wurde letztes Jahr das vom Reichstag beschlossene Ziel erreicht, zweihundert Wölfe mit zwanzig Würfen in Schweden zu haben. Diese leben vorrangig nicht im nördlichen, sondern in Mittelschweden mit Konzentrationen in Värmland und Dalarna. Sogar ins Stockholmer Umland ist vor nicht allzu langer Zeit ein Pärchen gezogen.

Die Debatte, ob 200 Wölfe viel zu viel oder viel zu wenig sind, wie man Haustiere (v.a. Schafsherden) am besten schützt und wie man entstandene Schäden mit Steuergeldern ersetzen soll, ist andauernd und die Meinungen gehen stark auseinander. Von Forscherseite sieht man kein Problem mit ein paar tausend Wölfen und verweist auf Osteuropa, wo das ohne groß Aufhebens funktioniert. Die starke Lobby der Jäger bestärkt dagegen regelmäßig das Klischee der Schießwütigkeit; man möchte so gerne Wölfe schießen und sie außerdem schon gar nicht den Jagdbedarf an anderem Wild dezimieren lassen.

Verhärtet werden die Fronten in der Wolfsfrage zusätzlich dadurch, dass sie die Stadt- und die Landbevölkerung teilt. Schweden ist sehr urbanisiert und Umweltschutz ein wichtiges Thema. Die Zustimmung zu mehr Wölfen ist bei Stadtbewohnern größer als auf dem Land, von wo man das Argument hört, dass Städter ja leicht reden haben, sie aber nicht mit Wölfen vor der Haustüre leben müssten. Das Gegenargument, dass man seinen Wohnort den eigenen Vorlieben anpassen kann (wer Stadtlärm nicht mag, zieht aufs Land; wer irrationale Angst vor Wölfen hat, sollte vielleicht nicht in Värmland wohnen), wird dennoch von vielen als zynisch gesehen.

Weil das 200-Wölfe-Ziel überschritten war und um die Akzeptanz zu erhöhen, hatte die zuständige Behörde für diesen Winter 27 Wölfe zum Abschuss freigegeben. Das ist die erste legale Jagd auf Wölfe seit 45 Jahren. 4500 (!) Jäger meldeten sich dafür an und dementsprechend war die Quote nach zwei Tagen erfüllt und die Jagd vorbei. Doch sie war Öl ins Feuer der öffentlichen Diskussion. Die Rechtfertigung von Umweltminister Carlgren, dass die Jagd gut für die von Inzucht geschädigte Population sei, wurde mehrfach widerlegt. Zum einen von Forschern, die darlegen, dass mehr eingewanderte Wölfe der einzig gangbare Weg sind; zum anderen durch die Untersuchung der geschossenen Wölfe, die sich als völlig gesund erwiesen. Außerdem gab es keinerlei Vorgaben, die Nachkommen der wenigen Neuankömmlinge (die es durch Norrland nach Mittelschweden geschafft haben) von der Jagd auszunehmen. Dass keine von diesen “genetisch wertvolleren” Tieren geschossen wurden, war Zufall. Kritik an der Jagd kam zusätzlich von so gut wie allen nationalen und internationalen Naturschutzorganisationen: Schweden hat schließlich die Jagd auf eine bedrohte Tierart erlaubt.

Wie geht es nach dem Proteststurm weiter? Über eine Fortsetzung der Jagd ist noch nicht entschieden, aus dem Umweltministerium hört man jedoch, dass eine Voraussetzung der (künstlich verursachte) Zuzug von 20 Wölfen ist, um “frisches Blut” in den Wolfsstamm zu bringen und ihn damit robuster zu machen. Dies soll schon kommenden Winter geschehen. Vielleicht war es berechnende Taktik, mit der Jagd den Widerstand gegen mehr neue Wölfe bei der starken Jäger-Lobby aufzuweichen und ihnen durch den begleitenden Proteststurm gleichzeitig klarzumachen, wie viele Menschen mehr Wölfe in Schweden für eine gute Sache halten.

Die Öffentlichkeit hält jedenfalls ein wachsames Auge auf das Thema und es wird auch in kommenden Jahren nicht als medialer Dauerbrenner verebben.

Links und Quellen zum Thema: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19.

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Weg mit dem Biosprit!

Vor einiger Zeit schrieb ich zum Thema klimatsmart:

Was das Auto angeht, liegt einiges im Argen. Man hat nämlich jahrelang auf den "Biokraftstoffâ€? Ethanol gesetzt und den steuerlich mehrfach begünstigten Begriff "Umweltautoâ€? (Miljöbil) auf seltsame Weise definiert. So kommt es zum Beispiel, dass ein Volvo Diesel mit unter 5 Litern Verbrauch kein Umweltauto ist, während der Benziner mit 75% mehr Verbrauch eines ist – weil man ihn auch mit Ethanol betanken kann. Man kann mit einem solchen "Umweltautoâ€? allerdings unkontrolliert und ausschließlich fossiles Benzin tanken und trotzdem die Prämie beim Einkauf, die niedrigere Steuer und die Befreiungen von der City-Maut in Stockholm und von Parkgebühren einstreichen.

Neben dem moralischen Problem, die Erträge unserer Böden zu verfeuern anstatt zu essen, kamen in den letzten Jahren auch Zweifel daran auf, ob die einfache Rechnung stimmt, dass Biokraftstoffe beinahe CO2-neutral sind, weil sie beim Verbrennen nur das freigeben, was sie beim Wachsen aufgenommen haben. Eine neue Studie zeigt jetzt, dass das schwedische Ethanol-Programm in den letzten zehn Jahren 20 Millionen Tonnen mehr CO2 verursacht hat als wenn man die Autos mit fossilem Benzin betankt hätte. Das kommt vor allem durch die Abholzung von Wäldern, um Flächen für die Energiepflanzen zu gewinnen.

Da es also offenbar nicht nur nichts bringt, sondern sogar schädlich ist, Autos mit “Bio”-Kraftstoffen zu tanken und weil außerdem alle landwirtschaftlich nutzbaren Flächen der Welt nicht reichen, die Autoflotte zu versorgen, sollte man mit diesem Umsinn schnellstens aufhören. Doch es gibt bisher keine politische Initiative in Schweden, die andauernden Subventionen für diese “Umweltautos” abzuschaffen. Stattdessen wächst ihr Anteil weiterhin. Nicht gerade klimatsmart.

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Klimawandel übertrieben?

Das Klimatreffen in Kopenhagen hat begonnen und die schwedischen Medien sind voll davon. Natürlich ist nach bestem heutigem Wissen der Klimawandel echt und vom Menschen verursacht. Leugner (oder “Skeptiker”, wie sie sich fälschlicherweise nennen) haben in der Regel nur unseriöse Pseudo-Argumente auf Lager, die sich leicht widerlegen lassen. Deshalb darf man zu Recht darauf hoffen, dass der Klimagipfel nicht ergebnislos bleibt.

Nichtsdestotrotz kommen aus Schweden, genauer gesagt aus dem Forschungsbereich Globale Energiesysteme (GES) in Uppsala, ernstzunehmende Stimmen, dass die von der UNO und dem IPCC für nicht unwahrscheinlich gehaltenen Szenarien mit sehr starker Erwärmung der Erde dies eben doch sind: unrealistisch.

Das Argument von Kjell Aleklett vom GES, für das er heute morgen in der größten schwedischen Tageszeitung eine volle Seite bekommen hat, geht wie folgt: Die pessimistischen Szenarien gehen davon aus, dass alle so weitermachen wie bisher, also dass Förderung und Verbrauch von fossiler Energie (Öl, Gas, Kohle) und damit die Emission von Treibhausgasen mit der globalen Wirtschaft mitwachsen. Das ist nämlich seit Jahrzehnten der Fall. Die Produktion stieg immer weiter, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden.

Doch genau das wird laut Aleklett immer schwieriger, denn GES hat in den letzten Jahren detaillierte Studien über die Reserven der Welt angelegt und man kommt zu dem Ergebnis, dass “Peak Oil” schon jetzt ist. Mit dem Begriff ist gemeint, dass die globale Ölproduktion ihr Maximum erreicht hat und in Zukunft stagniert oder gar wieder abnehmen wird, weil zu wenige neue Vorräte gefunden werden, die die leerlaufenden Ölfelder ersetzen könnten. Eine Steigerung um mehrere hundert Prozent, die für das pessimistische “business as usual”-Szenario des IPCC nötig wären, sind also völlig ausgeschlossen, weil es schlicht nicht genug Öl und Kohle gibt.

Heißt das Entwarnung? Mitnichten. Der Klimawandel wird vielleicht etwas milder ausfallen, doch eine Stagnation der Ölproduktion – wohlgemerkt geht das Öl nicht “zu Ende”, sondern die tägliche Förderung kann lediglich nicht mehr mit dem wachsenden Bedarf mithalten – wird gravierende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben, mit der verglichen die aktuelle Krise wie Kinkerlitzchen wirken wird. Und zum Glück ist die Lösung für beide Probleme dieselbe: Eine Energiewirtschaft, die weg von fossilen Energieträgern kommt.

Hoffentlich sorgt “Peak Oil” bald für einen dauerhaft höheren Ölpreis, wodurch sich die Alternativen endlich wirklich lohnen würden. Vielleicht wird auf diese gezwungene Weise ja bald mehr gegen den Klimawandel getan als aufgrund politischer Übereinkünfte.

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