oder “Erlaubt Mord an Terrorverdächtigen!”. Mit solchen Schlagzeilen kam das Interview mit dem deutschen Staatsfeind Nr. 1 auch in Schweden an.
oder “Erlaubt Mord an Terrorverdächtigen!”. Mit solchen Schlagzeilen kam das Interview mit dem deutschen Staatsfeind Nr. 1 auch in Schweden an.
Wie hier schon öfter erwähnt, ist Schweden das europäische Land, das die meisten irakischen Flüchtlinge aufnimmt. Anfang des Jahres hatte das Einwanderungsgericht jedoch entschieden, dass im Irak kein bewaffneter Konflikt herrscht und deshalb allein die Tatsache, dass man aus dem Irak kommt, kein Grund sei, Asyl gewährt zu bekommen. Diese Entscheidung hat die Einwanderungsbehörde jetzt in die Tat umgesetzt und einem Iraker Asyl verwehrt, weil er nicht nachweisen konnte, persönlich bedroht zu sein.
Würde man an dieser Praxis festhalten, wären 9000 weitere Flüchtlinge, die in Schweden auf die Gewährung von Asyl warten, betroffen und könnten abgeschoben werden. Der Aufschrei kam prompt. Sowohl Amnesty International als auch das Rote Kreuz und das UNHCR kritisieren die Entscheidung und schwedische Politiker stimmen ein: Die Diskussion über eine Gesetzesänderung ist in Gang gekommen.
Weiß jemand, wie es diesbezüglich gerade in Deutschland aussieht?
Auf Dosen mit Bier, Cider oder Mischgetränken wird es ab Herbst Warnhinweise geben. Darauf haben sich die Mitglieder der Branchenorganisation Sveriges Bryggerier geeinigt. Die Texte sollen aus einer der Fragen Schwanger? Unter 18? Im Verkehr? Auf der Arbeit? bestehen, die jeweils mit Verzichte auf Alkohol! beantwortet werden.
Etwas ähnliches meine ich neulich schon gesehen zu haben, aber sehr klein gedruckt und in keiner Weise den prominenten Aufdrucken auf Zigarettenschachteln ähnlich.
Auf www.swedishclub.org findet man den Swedish Club of Houston. Houston in Texas, USA, genau. Der Verein wird von und für ausgewanderte Schweden dort betrieben und bemüht sich, einen Teil des kulturellen Erbes zu bewahren. Es gibt wöchentlich stattfindenden Schwedischunterricht, eine Volkstanzgruppe und diverse Veranstaltungen.
In ihrem neuesten Rundbrief werden kurz drei Reiseziele in Schweden vorgestellt, darunter auch die Grabhügel von Gamla Uppsala. Der Autor des Textes hatte mich vorher gefragt, ob er eines meiner Bilder von dort verwenden dürfe. Solche Fragen bejahe ich in der Regel, solange kein Geld damit verdient werden soll.
Auch wenn ich selbst ein anderes gewählt hätte, ist also jetzt auf Seite vier des Rundbriefs eines kleinen Schwedenvereins in Texas eines meiner Bilder zu sehen. Internet ist toll.
Wenn es, wie zur Zeit, viel regnet und die Wege nass sind, wagen sich unzählige Weinbergschnecken aus ihren Verstecken. Auf den Radwegen außerhalb des Zentrums von Uppsala, die ich täglich benutze, ist dann Slalom angesagt, um sie nicht zu überfahren. Das gelingt angesichts der hohen Anzahl nicht immer und ich bin meinem MP3-Player dankbar, dass er mir das knackende Geräusch der Schneckenhäuser erspart. Ich gehe davon aus, dass auch die anderen Radler versuchen, die Tierchen zu verschonen; trotzdem ist der Weg mit Leichen gepflastert.
Es ist wieder einmal Almedalsveckan und das politische Auge schaut nach Gotland. Ohne Wahlkampf wie im letzten Jahr ist dort heuer aber weniger los.
Påtår (sprich: pohtohr) hat etwas mit der in Schweden allgegenwärtigen fika zu tun. Das Wort kommt von kaffetår, das man wörtlich mit “Kaffeetränen” übersetzen müsste. Wenn man die “Tränen” nicht so eng sieht, kann tår auch ein Tropfen oder Spritzer einer Flüssigkeit sein. Bei kaffetår handelt es sich also um einen “Schluck Kaffee” und das Wort gibt es seit den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Eine der Hauptbedeutungen der schwedischen Präposition på ist “auf” und påtår ist demnach ein Schluck Kaffee auf etwas.
Dass es sich bei diesem “etwas” um den ausgetrunkenen Kaffee in der Tasse handelt und dass påtår nichts anderes als “Nachschank” bedeutet, dürfte nicht allzu einfach zu erraten sein, aber man stößt in Schweden so oft darauf, dass man schnell die Bedeutung lernt, ohne sich Gedanken über das Wort an sich zu machen.
Påtår findet nicht nur im privaten Rahmen Verwendung, wo man das Wort benutzt, um nach mehr Kaffee zu fragen, oder jemandem Nachschank anzubieten. Auch in Cafés gibt es nämlich påtår und zwar meist gratis. Oft bezahlt man seinen Kaffee nur und bedient sich dann selbst aus den Kannen mit Filterkaffee, die auf Warmhalteplatten neben einem Stapel mit Tassen stehen. Später gießt man sich dort einfach nach, wenn man mehr möchte – aber bitte nur einmal. Der Nachschank gilt natürlich nicht bei einem eigens an der Maschine zubereiteten Kaffee, etwa Cappuccino oder Espresso. Manchmal steht auch eigens ein Schild dabei, das darauf hinweist, dass der påtår auch wirklich gratis ist (påtår ingår) oder dass es doch gern gesehen wird, wenn man ihn bezahlt – dann aber für eine wesentlich kleinere Summe als für die erste Tasse.
Die Wichtigkeit des påtår ist, finde ich, ein schönes Beispiel für die ausgeprägte Kaffeekultur in Schweden, die auch heute noch zum Geschäfts- und Privatleben gehört, da Tee an Popularität zugelegt hat.
Ich wurde freundlich darauf hingewiesen, dass es natürlich gräshoppa und nicht gräshoppare heißt, wie ich fälschlicherweise schrieb.
Es gibt in Schweden eine Liste mit Internetseiten, die die Polizei erstellt und auf der Seiten mit kinderpornographischen Inhalten landen. Diese Liste wird dann an schwedische Internet-Provider verteilt, die sich freiwillig dazu verpflichten, Surfer auf eine Warnungsseite umzuleiten, wenn sie eine der fraglichen Seiten aufrufen wollen. Gestern Abend kam die Meldung, dass die Polizei damit drohe, die Pirate Bay, eine beliebte schwedische Seite zum Austausch von Dateien über das Internet, auf diese Liste zu setzen und sie damit einem Großteil von Schweden unzugänglich zu machen. Angeblich sei dort Kinderpornographie erhältlich.
Die Macher weisen das scharf zurück und merken an, dass die Polizei nicht mit ihnen in Kontakt war – eine selbstverständliche Maßnahme, die zur wirklichen Entfernung der fraglichen Inhalte, so es sie denn auf der Pirate Bay gibt, geführt hätte, anstatt mit einer technisch leicht zu umgehenden Sperre hunderttausende von Benutzern zu gängeln. Man habe immer umgehend auf Hinweise aus der aktiven Benutzerschaft reagiert, wenn versucht wurde, solche illegalen Inhalte über die Seiten der Pirate Bay zu vertreiben.
Schon wird vermutet, dass dieses Mittel zur Zensur ein weiterer taktischer Angriff gegen die politisch ungeliebte Seite ist, und dass der gleiche Staatsanwalt verantwortlich ist wie für die Razzia vor einem Jahr. Diese hat bis heute zu keiner Anklage geführt und die Hinweise auf Einflussnahme amerikanischer Lobbyorganisationen auf die schwedische Politik wurden meines Wissens nie entkräftet.
Jemanden der Mithilfe zur Verbreitung von Kinderpornos zu bezichtigen, ist eine ziemlich gute Methode, ihn zu diskreditieren. Gleichzeitig ein Mittel zur Zensur einzusetzen, das man kaum kritisieren kann, ohne sich selbst des Vorwurfs auszusetzen, “auf der falschen Seite” zu stehen, ist ebenfalls nicht ungeschickt. Ob es wohl eine unabhängige Kontrolle der Liste gibt, die Missbrauch ausschließt?
Weiterführende Links in Fundreihenfolge:
Nachtrag, 070710: Man hat sich dann doch gegen die Aufnahme der Pirate Bay auf die Sperrliste entschieden. Das fragliche Material, von dem allerdings weder den Betreibern noch der Öffentlichkeit bekannt war, worum es genau ging, sei mittlerweile entfernt worden.