Das Thema, ob und wie die reichen Länder der Welt den ärmeren
Entwicklungshilfe zukommen lassen sollen, ist kein einfaches. Es gibt
Stimmen aus Empfängerländern, die die Hilfe komplett abschaffen wollen,
weil sie zusammengenommen mehr Schaden anrichte als Gutes tue. Das gilt
insbesondere für die zahlreichen kleine Akteure, die nicht selten durch
ihre unkoordinierten aber spektakulären Einzelaktionen, die sie zum
Überleben brauchen, die langfristigen Projekte der Großen am “Markt”
konterkarieren.
Schweden unterstützt nicht nur die Entwicklungshilfeprojekte der EU und
der UNO, sondern hat auch eine eigene Behörde, SIDA
genannt, die bilaterale Projekte in zahlreichen Ländern finanziert. Ein
knappes Prozent des schwedischen Bruttovolkseinkommens geht in
Entwicklungshilfe, eine der weltweit höchsten Ziffern. Deutschland gibt
anteilsmäßig nur ein Drittel dessen, in absoluten Zahlen ist das
natürlich immer noch das dreifache der 25 Milliarden Kronen aus
Schweden. (Zahlen von 2005:
D,
S)
Die gegenwärtige bürgerliche Regierung hat – im Gegensatz zu vielen
anderen Bereichen – die Entwicklungshilfe nicht gekürzt und sorgt nun
mit einem Plan für Gesprächsstoff, den es schon zu Zeiten der
Sozialdemokraten gab. Die Anzahl der unterstützten Länder soll drastisch
verringert werden und das Geld effektiver eingesetzt werden. Ein relativ
kleines Land wie Schweden könne nicht überall seine Finger im Spiel
haben, wenn man jeweils gute Arbeit tun will.
Knapp vierzig Länder sollen “gestrichen” werden und zwei Milliarden
Kronen umverteilt. Die dieser Tage von der zuständigen Ministerin
vorgelegte Auswahl richtete
sich nach der Arbeit für Menschenrechte, danach, dass man nur wenigen
Ländern in Konfliktregionen hilft, in denen man einen ordentlichen
Beitrag leisten kann, und dass man in den Ländern bleibt, die wenig
Hilfe aus anderen Quellen bekommen. Länder wie Südafrika, Chile, Peru,
Indien und China (ganze
Liste) werden
also bald keine direkte Entwicklungshilfe aus Schweden mehr bekommen.
Im Allgemeinen kommt Zuspruch zum Prinzip, auf Qualität statt auf
Quantität zu setzen, aber der Prozess, wie die Länder letztendlich
ausgewählt wurden, war undurchsichtig und erntet
Kritik.