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Schweinegrippeimpfung

Heute morgen bin ich zum vierten Mal bei einer der extra für die Schweinegrippe eingerichteten Impfstellen vorbei gegangen und unverrichteter Dinge wieder weg. Nichteinmal einen Kölapp bekam man mehr für den Rest des Tages, so groß ist der Andrang.

Wie gesagt ist die Schweinegrippe schon länger ein wichtiges Thema in Schweden und wird generell ernst genommen. Der Staat hat die Ambition, die ganze Bevölkerung zu impfen und seit letzter Woche läuft das Programm, wenngleich nicht immer genug Impfstoff zur Verfügung steht. Die Logistik hinter einem solchen Unterfangen ist ja auch nicht ganz einfach.

Der Andrang deutet darauf hin, dass man sich hierzulande nicht von suspekten Behauptungen, dass der Impfstoff ein höheres Risiko sei als die Krankheit, oder von Verschwörungstheorien bezüglich der Pharmaindustire irritieren lässt, sondern lieber den staatlichen Institutionen vertraut. Der kürzliche Tod wegen H1N1 eines davor gesunden kleinen Jungen mag auch eine Rolle spielen.

Zu früh kommt die Impfkampagne nicht, denn die Grippewelle ist angerollt:

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Nachtrag 091107: Die Organisation und das Setzen von Prioritäten ist Aufgabe der Regionalverwaltungen (landsting). Deshalb gibt es einige Unterschiede, wie weit man schon mit dem Impfen ist: Von unter 10% bis zu einem Viertel der Bevölkerung reicht die Spanne auf der Karte.

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Mycket godis

Aus der Rubrik “Wer hätt’s gedacht?” kommt heute die Meldung, dass Schweden mehr Süßigkeiten essen als der Rest der Welt. 17 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Etwa ein Viertel der 50 Kilo Zucker, die ein Durchschnittsschwede pro Jahr zu sich nimmt (das ist dreimal so viel wie die Weltgesundheitsorganisation rät) kommt damit von Süßigkeiten.

Ein Buch mit dem schönen Titel Godis åt folket – en bok om hur svenskarna blev sockerslavar i Karamellkungens rike (“Süßkram für alle – wie die Schweden zu Zuckersklaven im Reich des Karamellkönigs wurden”; Karamellkungen ist die größte Firma in diesem Markt) kommt nächste Woche heraus und widmet sich der Frage, warum der Konsum von Süßigkeiten in Schweden seit Jahrzehnten stetig zunimmt.

Siehe auch: Wort der Woche: Lösviktsgodis

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Gegenseitiges Vertrauen im Norden

Leider ohne Quellenangabe las ich heute Morgen eine kurze Notiz in der Zeitung, die das allgemeine Bild von Skandinavien zu bestätigen scheint: Norwegen, Dänen, Finnen und Schweden führen (in dieser Reihenfolge) die Liste an, wenn es um die Frage geht, ob man andere Menschen generell für vertrauenswürdig hält. Über zwei Drittel (in Norwegen fast vier Fünftel) denken so und unter einem Sechstel der Bevölkerung haben eine skeptische Grundhaltung gegenüber Mitmenschen. In Westeuropa sind Portugiesen die skeptischsten (57%), jedoch weit geschlagen vom ehemaligen Ostblock. Aus Bulgarien werden zum Beispiel genau umgekehrte Zahlen zu Schweden berichtet, also zwei Drittel skeptisch und nur ein Sechstel vertrauensvoll.

Die Schlussfolgerung der Zeitungsnotiz, dass Vertrauen Erfolg mit sich zieht (die anderen nordischen Länder sind reicher und vertrauensvoller als Schweden) würde ich mit Blick aufs restliche Europa jedoch eher umkehren: Wohlstand aller als Voraussetzung für einen entspannten und vertrauensvollen Umgang miteinander.

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Grippesuche

Google weiß, was Menschen bewegt – anhand der Suchanfragen. Der Vergleich der Suchhäufigkeiten nach “Grippe” zwischen Schweden und Deutschland bestätigt, was ich neulich schrieb, nämlich dass die Grippe hier heuer ein wichtigeres Thema ist als sonst. In Deutschland sieht man keine Abweichung vom jährlichen Zyklus aus den Vorjahren.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Zahl der Suchanfragen nach Grippe proportional zur Zahl der Erkrankungen ist, also dass die Zahl der Kranken pro Suchanfrage sich nicht ändert, egal wie groß sie ist. Das scheint sich auch zu bestätigen, wenn man die Vorhersage aus den Anfragen hinterher mit den Krankendaten vergleicht.

Manchmal fragt man sich, warum Statistik so einen schlechten Ruf hat.

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Hans Rosling bei TED und KI

Hans Rosling ist Arzt, Professor für internationale Gesundheitsfragen am Karolinska Institutet und Mitbegründer der schwedischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. Weltweite Bekanntheit hat er 2006 durch seinen Vortrag bei TED erhalten, in dem er auf äußerst unterhaltsame Weise mit allerlei Mythen über Entwicklungsländer aufräumt und eine sehr schicke Visualisierung von Daten präsentiert (die mittlerweile von Google gekauft wurde und für jedermann auf gapminder.org verfügbar ist).

Wer das Video noch nicht gesehen hat, dem sei dies hiermit sehr ans Herz gelegt:

[Videolink](http://www.ted.com/talks/hans_rosling_shows_the_best_stats_you_ve_ever_seen.html)

Morgen Abend hält Rosling einen [öffentlichen Vortrag](http://www.gapminder.org/uncategorized/open-lecture-with-hans-rosling-in-swedish/) am KI in Solna. Ich glaube, ich geh’ da hin. Außerdem twittert er: [@hansro](http://twitter.com/hansro). *Nachtrag:* Ich bin gerade von dem Vortrag zurück, der sich auch als erste Vorlesung eines Kurses erwies und damit über rund 100 Minuten ging. Rosling war auch auf schwedisch beeindruckend. Durchweg hohes Tempo und hohe Informationsdichte, aufgelockert mit Anekdoten, die jedoch immer einen Zweck hatten. Der Bogen von der Weltgesundheit zur -wirtschaft und zurück, zur Politik und allerlei, was eben zum (nicht-)funktionieren unserer Welt dazugehört. Der Besuch hat sich gelohnt. *2. Nachtrag:* Fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass Rosling nicht nur einen Vortrag auf TED gehalten hat. Man findet alle in der rechten Spalte [dieser Seite](http://www.ted.com/speakers/hans_rosling.html). Außerdem hat er gerade im auf eine Reihe von Fragen aus der Netzwelt geantwortet, anzusehen [im TED-Blog](http://blog.ted.com/2009/09/ted_and_reddit_2.php).
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Grüne Frauen zwitschern:

Die beiden Länder, die mehr als 50 Prozent Frauen ins EP schicken: Schweden 56%, Finnland 62% Frauen. #EP09

und:

Länder die ungefähr im EP-Frauenanteil mit D gleichauf liegen, sind: Ungarn , Rumänien, Slowakei, Spanien (um die 36% Frauenanteil) #EP09

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Euro(pa)-Fragen

Wie schon im Herbst erwähnt, ist die Diskussion um den Euro wieder aktuell in Schweden. Man liest regelmäßig in den Zeitungen davon und erst heute morgen wurde eine Statistik veröffentlicht, die zum ersten Mal mehr Euro-Befürworter als -Ablehner zum Ergebnis hatte. Zur positiveren Einstellung habe vor allem der Eindruck beigetragen, dass sich der Euro in der Wirtschaftskrise bewährt hat, während die Krone stark an Wert verlor.

Überraschend fand ich, dass es gerade die Unter-30-Jährigen sind, die den Euro ablehnen. (Andererseits: Ich gehöre ja schon über ein Jahr nicht mehr zu dieser Gruppe.) Zudem ist die Mehrheit der Frauen gegen den Euro.

Zwei der Regierungsparteien wollen eine baldige neue Volksabstimmung zur Einführung des Euro. Premierminister Reinfeldt hält die Frage jedoch nicht für aktuell, solange die Ja-Seite (zu der er und seine Partei auch gehören) untereinander zersplittert ist. Es wird also wohl noch eine Weile dauern bis Schweden zur EMU gehört.

Und weil wir gerade bei Europa sind: In weniger als zwei Wochen ist Wahl. Wer seinen Standpunkt zu einigen Fragen mit denen der Parteien vergleichen will, kann das auf euprofiler.eu tun. Interessant ist hierbei, sich sowohl die deutschen als auch die schwedischen Parteien einblenden zu lassen:

Parteienvergleich

Wie man sieht decken die etablierten Parteien in Schweden ein größeres Spektrum auf der vertikalen Achse ab; die deutschen streuen dagegen stärker auf der links-rechts-Skala. Wie sehr das der Wirklichkeit entspricht sei dahingestellt, die Anzahl der Fragen ist schließlich sehr begrenzt.

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Weg von der Flasche

Den Umweltsünder Flaschenwasser hatten wir schon einmal. Dass in Schweden wirklich viel mehr Leitungswasser getrunken wird als in Deutschland, belegt diese Grafik sehr schön: die beiden Länder finden sich am jeweils anderen Ende der Skala.

Ich kann aus der eigenen alten Heimat im Spessart berichten, dass man trotz ausgezeichnetem Leitungswasser fast ausschließlich aus der gekauften Flasche trank, obwohl im Nachbarort das gleiche Wasser abgefüllt und verkauft wurde. Absurd.

Trinkt mehr Leitungswasser!

(Oh je: Ich lese gerade, dass Sodenthaler Wasser jetzt auch zu Coca Cola gehört.)

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Elektronisch Deklarieren

Am Montag war es wieder so weit: Stichtag für die Steuererklärungen. Über die Hälfte der Schweden gaben nicht mehr auf Papier, sondern elektronisch ab. Das ist eine weitere Steigerung gegenüber letztem Jahr, aber die angestrebten sechzig Prozent wurden es nicht. Zum Vergleich benutzen in Deutschland nur etwa 15 Prozent der Menschen freiwillig die elektronische Variante. Es scheint zu helfen, dass man den Vorgang hier so komfortabel wie möglich macht.

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Weniger Alkoholimport und -konsum

Das Thema Alkohol hatten wir schon eine Weile nicht. Das Svenska Dagbladet kommentiert heute die letzte Statistik (PDF) des Zentrums für Alkohol- und Drogenforschung an der Uni Stockholm.

Ein paar Ergebnisse, jeweils aus dem dritten Quartal 2008 im Vergleich zum Vorjahr:

  • Der Gesamtkonsum hat um 4% abgenommen.
  • Der Verkauf in den staatlichen Monopolläden Systembolaget hat um 3% zugenommen.
  • Die beiden letzten Aussagen widersprechen sich nicht, denn private Einfuhr und Eigenherstellung haben je um fast 20% abgenommen. Es wurde auch 13% weniger geschmuggelt und auch der Verkauf von Folköl (bis 3.5% Alkohol im Supermarkt) und in Restaurants hat nachgelassen.
  • Der Rückgang im Konsum betrifft vor allem starke Alkoholika; Bier und Wein sind fast unverändert. Außerdem gleicht er nur einen Teil des Anstiegs um 30% aus, der in den zehn Jahren stattfand, nachdem Schweden der EU beitrat.
  • Als absolute Zahlen werden in der Statisktik 9,6 Liter pro Jahr und Kopf (über 15 Jahre) angegeben. Das lässt sich aber nicht mit den 10,6 Litern vergleichen, die man oft für Deutschland liest – offensichtlich wird hier anders gemessen oder normalisiert. In einer weltweiten [WHO-Studie von 2004](http://www.who.int/substance_abuse/publications/alcohol/en/index.html) liegt Deutschland auf Platz 9 mit 12,9 Litern. Schweden trinken laut der gleichen Studie nur gut die Hälfte (6.9l) und an diesem Verhältnis dürfte sich in der Zwischenzeit nichts geändert haben.

    Warum haben die Schweden die Lust am privaten Import verloren? Vielleicht hat die Lockerung der Einfuhrmengen den Reiz des Neuen verloren, vielleicht ist es die [schwache Krone](http://www.fiket.de/2008/10/16/schwache-krone/), die sich schon bemerkbar macht, indem sie das Einkaufen im Ausland verteuert.
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