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Unter 9 Kronen pro Euro

Wie vorhergesagt hat der Wechselkurs zwischen Euro und schwedischer Krone jetzt eine Acht vor dem Komma. Damit ist die schwedische Währung so stark wie seit über fünf Jahren nicht. Grund sind – sofern man die konventionelle Lehre der Wirtschaftler glaubt – die guten Wachstumszahlen dieses Jahres und die daraus resultierenden Leitzinserhöhungen der Riksbanken.

Wir erinnern uns: Hierzulande senkte die Zentralbank wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise Anfang 2009 die Zinsen noch stärker als die EZB. Dies, zusammen mit der Flucht des Geldes aus kleinen Währungen in unsicheren Zeiten, schwächte die Krone so weit ab, dass ein Euro bis zu elfeinhalb Kronen kostete. Das hatte für den schwedischen Export denselben Effekt als ob man die Löhne um 20 Prozent gekürzt hätte: schwedische Firmen wurden konkurrenzkräftiger. Allerdings ohne dass die Menschen ärmer wurden – zumindest solange man daheim blieb und einkaufte, denn Reisen wurden zum Beispiel teurer. Dadurch wurde wiederum die Binnennachfrage angekurbelt und Schweden zum derzeitigen “Tigerstaat” der EU.

Um die Konjunktur nicht zu überhitzen und um eine Blase am Wohnungsmarkt, die laut einigen schon da ist und jederzeit platzen kann, vorzubeugen, werden jetzt die Zinsen wieder erhöht, was konkrete Auswirkungen auf die Menschen hat. Denn noch Anfang des Jahres bekam man Geld für 1,2% zum Wohnungskauf geliehen; seit kurzem sind es zwei mehr und ein Kredit der im Januar noch 1500 Kronen pro Monat kostete, liegt jetzt mit 4000 auf der Tasche. Deshalb werden Schweden bald wieder weniger ausgeben können was zusammen mit der erstarkten Krone die Wirtschaft wieder deutlich abschwächt. Ob die Reichsbank ihre Zinsplanung mit weiteren Erhöhungen fortsetzen soll, wird daher heiß debattiert.

Im Rückblick auf die Krise kann man also feststellen, dass Schweden von der eigenen Währung und Geldpolitik profitiert hat. Dies ruft natürlich die Euro-Kritiker auf den Plan, allerdings zu Unrecht. Denn Länder wie Schweden und England konnten dieses Kunststück nur vollführen, weil es die Eurozone gibt, gegen die man abwerten kann. Wenn alle mit eigenen Währungen dasselbe versuchen würden, ginge es nicht. Deutschland wäre dies sogar sehr schwer gefallen wegen seiner starken Wirtschaft – die D-Mark wäre in die Höhe geschossen und hätte die geliebten Exporte zerstört, die dank des schwachen Euro erst möglich sind. In gewisser Weise kann man also sagen, dass sowohl Schweden als auch Deutschland sich zu Lasten des restlichen Europa Vorteile verschafft haben.

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Deutschland schenkt Pharmaindustrie Milliarden

SpOn hat einen mit Zahlen gespickten Artikel, der darlegt wie Deutschland freiwillig 9 Milliarden zu viel für Medikamente ausgibt. Als Vergleichsland dient Schweden.

Verwunderlich ist das wohl nicht, wenn man Lobbyisten Gesetze schreiben lässt, die außerdem noch wirkungslosen “Arzneien” Tür und Tor öffnen.

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Starke Krone

Jetzt, da es nach allem Kriseln mit der schwedischen Wirtschaft wieder aufwärts geht, hat auch die Währung wieder eingeholt, was sie während der Turbulenzen am Finanzmarkt eingebüßt hatte:

Kursentwicklung
Kronen/Euro

Der Graph (Bildschirmfoto von Yahoo) zeigt, wie viele schwedische Kronen man wann für einen Euro bekommen hat. Jahrelang war 9.3-9.4 der Normalzustand und die Schwankungen klein. Dass der Kurs bis auf 11.6 ansteigen würde, hatte ich zu Beginn der Krise nicht gedacht. Es sind schließlich fast 20 Prozent – ein Fünftel! – die da an Wert eingebüßt wurden.

Wer schlau war und an die schwedische Währung geglaubt hat, hat sich Anfang 2009 Geld in Euro geliehen und in Kronen gewechselt. Der schwedische Staat selbst hat das getan und so ein paar Milliarden Gewinn gemacht (ich finde den Link dazu nicht mehr), denn mittlerweile ist der Kurs auf unter 9.25 gefallen. Dass die schwedische Zentralbank dieser Tage wieder angefangen hat, die Leitzinsen zu erhöhen, stärkt die Krone weiter, und da aller Voraussicht nach die Euro-Zone sich nicht so schnell erholen und deshalb die Zinsen niedrig lassen wird, rechnen Experten damit, dass der Trend anhält und man bald weniger als 9 Kronen für einen Euro bekommt.

So starke Schwankungen haben ganz praktische Auswirkungen auf das Verhalten von Menschen. War letztes Jahr noch Hemester angesagt, ist es jetzt wieder billig für Schweden, ins Ausland zu reisen, was auch gern genutzt wird. Im Gegenzug wird es teurer für Europäer, nach Schweden zu kommen, weshalb die Vermutung, dass die Tourismusbranche hier kommendes Jahr ihre üblichen Steigerungsraten nicht halten können wird, wohl nicht weit hergeholt ist. Dazu kommt, dass schwedische Exporte durch die starke Krone benachteiligt werden.

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Buttons

Guckt mal: Twitter-, Facebook- und Flattr-Knöpfe in der Seitenleiste.

Gleich vorweg, ich bleibe natürlich meinem Prinzip treu, dass ich (mit Ausnahme der Videos) keine externen Bilder oder gar JavaScript auf Fiket einbinde, durch welche Dritte jeden Besuch hier mitbekommen würden. Die Bilder der Knöpfe liegen lokal bei mir und die Links gehen im Fall von Facebook und Flattr schlicht zur jeweiligen Seite von Fiket dort. Der Twitter-Knopf ist insofern dynamisch als dass er die jeweils gerade besuchte Seite hier für den Tweet vorbereitet.

Was Twitter und Facebook ist, brauche ich wohl nicht zu erklären. Flattr ist ein Mikro-Bezahldienst aus Schweden, der in deutschsprachigen Blogs in letzter Zeit einige Verbreitung gefunden hat (z.B. die Erklärung bei Spreeblick). Ich benutze Flattr selbst sehr gern, um den Blogs, die ich schätze, ein wenig zu schmeicheln und wenn Ihr, liebe Fiket-Leser, dafür sorgen könntet, dass ich mein Flattr-Konto nicht mehr selbst aufladen muss, fände ich das nett. :)

Nachtrag: Der Facebook-Knopf führt jetzt nicht mehr zur doch recht sinnfreien Fan-Seite, sondern lässt einen den jeweils angezeigten Artikel auf sein Profil “sharen”, also analog zum Twitter-Knopf.

Auch noch gesagt sei, dass keiner der drei Knöpfe gleich etwas tut, sondern es wird beim Drücken jeweils eine neue Seite aufgemacht, auf der man kontrollieren und bestätigen kann, bevor wirklich etwas passiert.

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Mehr Millennium

Die Millennium-Trilogie von Stieg Larsson belegt zur Zeit auf der Bestsellerliste von amazon.com die Plätze 1, 2 und 3. Das macht den Erbschaftsstreit gleich nochmal relevanter. Die schwedische Verfilmung alleine des ersten Teils hat derweil über 800 Millionen Kronen eingespielt und der dritte Teil sollte mittlerweile auch in deutschen Kinos zu sehen sein.

Nichtsdestotrotz will Hollywood die Serie bald noch einmal verfilmen. Vielleicht sind ihnen Details wie gleichgeschlechtliche Liebesszenen zu “europäisch” oder Noomi Rapace als Lisbeth Salander zu wortkarg. Als Schauspieler für Mikael Blomkvist werden Bratt Pitt oder Daniel Craig spekuliert, für Lisbeth die englische Carey Mulligan

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Erklärungsergänzung

Kurzer Nachtrag zur Steuerklärung: Ich hatte etwas vergessen einzutragen und auf Nachfrage erfuhr ich, dass man zum Berichtigen einfach nochmal abgeben kann. In meinem Fall also nur kurz auf der Homepage des Skatteverket einloggen, das entsprechende Feld ändern und “Abschicken” klicken. Solange die erste Version vor der Deadline ankam, fällt keine Verspätungsgebühr an.

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Zahlt Schweden an Griechenland?

Radio Schweden fragt:

Schweden ist zwar EU-Mitglied, hat aber den Euro nicht eingeführt. Inwieweit hat Schweden Anteil am Rettungspaket für Griechenland?

  • a Schweden leiht Griechenland gar kein Geld, weil es kein Euro-Land ist.
  • b Als EU-Mitglied ist Schweden automatisch auch an den EU-Notkrediten beteiligt.
  • c Schweden trägt über die 30 Milliarden Euro, die der Internationale Währungsfonds bereitstellt, zum Hilfspaket für Griechenland bei.

Man soll ihnen seine Antwort per Email schicken, zu gewinnen scheint aber nur die Namensnennung im Podcast zu sein. Wer teilnehmen will, hat jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder aufhören zu lesen und selbst wissen. Oder weiterlesen und mir meine Antwort glauben.

Die bilateralen Verträge, darunter auch die viel diskutierten deutschen 22 Milliarden Euro, gehen tatsächlich nur die Euro-Länder mit Griechenland ein (Liste), b ist also falsch. Alternative a ist aber auch nicht richtig, denn Schweden ist natürlich Mitglied im IWF und damit an dessen Kredit an Griechenland beteiligt. Richtig ist demnach c.

Das ist hierzulande auch gar nicht strittig. Der IWF bekommt sein Geld nämlich immer zurück, was voraussichtlich für das der Euroländer nicht gelten wird. Mehr dazu beim Spiegelfechter.

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Deklaration

Heute ist in Schweden Stichtag für die Steuererklärungen. Das ist immer Anfang Mai und ich hatte meine wieder einmal bis zum letzten Tag vor mir hergeschoben. Dabei ist der Prozess vorbildlich einfach, als Arbeitnehmer braucht man nur den fertig ausgefüllten Bogen per SMS oder Internet abnicken. Auch bei Fällen, wo man als Bürger etwas mehr Arbeit investieren muss, ist die Dokumentation sehr gut und das Internet-Formular hilft einem mit Hinweisen, was man vergessen haben könnte und nimmt einem einige Rechnerei ab.

Etwa 4,2 Millionen Schweden (also die Mehrheit) werden diesmal auf der Webseite des Skatteverket ihre Steuer erklären und ich scheine nicht der einzige zu sein, der bis zuletzt gewartet hat: Die Computer der Steuerbehörde arbeiten heute an der Belastungsgrenze.

Früheres zur schwedischen Steuererklärung oder zu Steuern an sich.

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Entwicklungshilfe visualisiert

Schweden ist, anteilig am eigenen Wohlstand, einer der weltweit größten Geber von Entwicklungshilfe. Was welches Land für welche Bereiche im Laufe der Jahre von Schweden bekommen hat kann man sich in einer eigenen Unterabteilung von Gapminder ansehen, die die Zahlen interaktiv zugänglich macht.

Die bürgerliche Regierungskoalition hat diesbezüglich einiges verändert, bekommt jedoch von ehemaligen Chefs der Entwicklungshilfebehörde SIDA schlechte Noten für ihr Engagement. Der zuständigen Ministerin Carlsson werfen sie vor, nicht ernsthaft an den Voraussetzungen und Ergebnissen von Entwicklungshilfe interessiert zu sein und in die alte Linie der Partei Moderaterna zurückzufallen , die sich noch nie für dieses Thema erwärmen konnte.

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Blase am schwedischen Wohnungsmarkt?

Wie schon beschrieben ist Schweden die große europäische Ausnahme, was die Entwicklung des Wohnungsmarkts seit 2008 angeht. Allerorten sind seitdem die Preise gefallen; in Schweden stiegen sie ungehindert weiter. Das liegt an den rekordniedrigen Zinsen (um 1,5 Prozent), die zum Kaufen anreizen. Man kann das durchaus positiv sehen, dass Schweden dem Niedergang der Wirtschaft entgegengewirkt hat, indem die Menschen dank der geringen Zinskosten mehr Geld in die Tasche bekamen, was ein großen Unterschied für den Rest der Wirtschaft ausgemacht hat.

Mittlerweile mehren sich jedoch die kritischen Stimmen. Das “billige Geld” hat dazu geführt, dass immer mehr schwedische Haushalte immer höher verschuldet sind. In den letzten zehn Jahren hat sich die Summe der privaten Wohnungskredite verdoppelt und nur wenig länger hat die Verdoppelung der Preise für Häuser und Wohnungen gedauert. Wenn die Spirale aus steigenden Preisen und billigen Krediten sich irgendwann nicht mehr weiter dreht, zum Beispiel weil die Leitzinsen nach dem Sommer wie angekündigt wieder angehoben werden, dann könnte Schweden das Platzen der Blase am Wohnungsmarkt nachholen.

Ob die Korrektur der Preise nach unten – von etwa 20 Prozent ist die Rede – die in anderen Ländern schon geschehen ist, in Schweden also nur aufgeschoben wurde und demnächst ansteht und ob dies dann plötzlich passieren oder durch schwache Preisentwicklung aufs gerade begonnene Jahrzehnt ausgedehnt wird, ist wie alles in diesem Themenbereich Spekulation. Doch das Risiko besteht, dass ein schlechtes Geschäft macht, wer heute in den Wohnungsmarkt einsteigt, und damit langfristig seine finanzielle Situation verschlechtert, was wiederum nicht gut für den Rest der schwedischen Wirtschaft ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass unklar ist, wer eigentlich für den Wohnungsmarkt zuständig ist. Zu den Aufgaben der schwedischen Zentralbank gehört er formell nicht, obwohl diese mit der Zinspolitik den größten Einfluss hat. Der Ball liegt also bei Regierung und Reichstag, die zumindest bisher nicht gegensteuern.

Links: 1, 2, 3

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